„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!” Diese Redewendung unterstreicht, dass eine frühzeitige Diagnosestellung und somit ein schneller Behandlungsbeginn bei einer Nierenerkrankung von Vorteil sind. Erkrankungen wie die chronische Niereninsuffizienz sind nicht heilbar und die Kosten der Behandlung in der Endphase sind exorbitant.
Eine Person mit chronischer Niereninsuffizienz kann jedoch lange Zeit asymptomatisch sein. Wird die Diagnose der Nierenerkrankung jedoch frühzeitig gestellt, kann diese einfach mit Medikamenten behandelt werden. Demzufolge ist es ratsam, sofort einen Arzt aufzusuchen, sobald Probleme mit den Nieren auch nur vermutet werden, sodass eine sofortige Untersuchung erfolgen kann.
Wer sollte seine Nieren überprüfen lassen bzw. wer hat ein erhöhtes Risiko eine Nierenerkrankung zu entwickeln?
Bei jedem können Beschwerden mit den Nieren auftreten. Das Risiko dafür ist allerdings erhöht, wenn:
- die Person bereits Symptome einer Nierenerkrankung aufweist.
- die Person an Diabetes mellitus leidet.
- die Person einen unbehandelten Bluthochdruck hat.
- in der Familie bereits Nierenerkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck aufgetreten sind.
- die Person raucht, übergewichtig und/oder über 60Jahre alt ist.
- eine langzeitige Behandlung mit Schmerzmitteln (v.a. NSAR) erfolgt ist.
Die chronische Niereninsuffizienz verläuft zu Beginn in der Regel asymptomatisch. Demzufolge kann sie nur durch Laboruntersuchungen erkannt werden.
- angeborene Fehlbildungen in den Harnwegen bekannt sind.
Ein Screening hilft vor allem Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben
eine Nierenerkrankung zu entwickeln.
Wie können Nierenprobleme diagnostiziert werden? Welche
Tests werden normalerweise durchgeführt?
Damit es dem Arzt möglich ist, eine Nierenerkrankung zu diagnostizieren,
muss er ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch führen, den
Betroffenen gründlich untersuchen, den Blutdruck messen und zu
weiteren geeigneten Untersuchungen beraten.
Routinemäßig werden stets Urin- und Blutuntersuchungen durchgeführt,
ebenso wie Bildgebende Diagnostik angewendet wird.
1. Urinuntersuchung
Verschiedene Urintests liefern nützliche Anhaltspunkte für die Diagnose
unterschiedlicher Nierenerkrankungen.
Der routinemäßige Urintest:
- Er ist einfach durchzuführen, kostengünstig und stellt einen sehr
nützlichen diagnostischen Test dar.
- Auffällige Werte bei der Urinuntersuchung liefern wichtige
diagnostische Hinweise, aber auch ein unauffälliger Urinbefund
schließt eine Nierenerkrankung nicht sicher aus.
- Bei verschiedenen Nierenerkrankungen kann Eiweiß im Urin
(Proteinurie) nachgewiesen werden. Dieser Befund sollte niemals
vernachlässigt werden. Das Auftreten von Proteinen im Urin kann
den ersten, frühsten und manchmal sogar den einzigen Hinweis auf
eine chronische Niereninsuffizienz (oder sogar auf Herzerkrankungen)
liefern. Beispielsweise gilt die Proteinurie als erstes Zeichen für eine
in Mitleidenschaft gezogene Niere infolge eines Diabetes mellitus.
Urintests sind sehr wichtig für die Frühdiagnose von
Nierenerkrankungen.
- Das Auftreten von Eiter im Urin lässt auf eine Harnwegsinfektion
schließen.
- Können Eiweiße und rote Blutkörperchen gemeinsam nachgewiesen
werden, liefern sie einen diagnostischen Hinweis auf eine entzündliche
Nierenerkrankung (z.B. Glomerulonephritis).
Mikroalbuminurie
Als Mikroalbuminurie bezeichnet man die Ausscheidung winziger
Mengen von Protein im Urin. Diese Untersuchung liefert die ersten und
frühsten Anhaltspunkte für eine Nierenbeteiligung bei Diabetespatienten.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Erkrankung noch reversibel, wenn eine
geeignete und sehr sorgfältige Behandlung erfolgt. Mit dem
routinemäßigen Urintest wäre das Eiweiß Albumin in dieser frühen Phase
jedoch noch nicht nachweisbar.
Weitere Urintests:
- 24-Stunden Sammelurin für Albumin:
Wenn Proteine im Urin nachgewiesen werden konnten, ist dieser Test
notwendig, um den gesamten Eiweißverlust über 24 Stunden zu
bestimmen. Diese Nachweismethode ist sehr nützlich, um die Schwere
- Anlegen einer Bakterienkultur:
Dieser Test dauert etwa 48 bis 72 Stunden und liefert wertvolle
Informationen über die Art der Bakterien, die einen Harnwegsinfekt
verursachen, und die Schwere der Infektion. Auf dieser Grundlage kann
dann das am besten geeignete Antibiotikum zur Behandlung ausgewählt
werden.
- Urintest für säurebeständige Bakterien:
Dieser Test hilft eine Urogenitaltuberkulose zu diagnostizieren.
Die Bestimmung des Kreatininwertes im Blutbild erfolgt standardmäßig. Weiterhin wird dieser Parameter
eingesetzt, um ein Nierenversagen nachzuweisen, ebenso wie zur Kontrolle des Therapieverlaufs.
2. Blutuntersuchungen
Um all die unterschiedlichen Nierenerkrankungen genau diagnostizieren
zu können, sind zusätzlich Blutuntersuchungen notwendig.
- Kreatinin und Harnstoff
Die Kreatinin- und Harnstoffwerte im Blutbild spiegeln die
Funktionsfähigkeit der Nieren wieder. Beide Stoffe sind Abfallprodukte,
die von den Nieren aus dem Blut gefiltert werden. Wenn die
Funktionstüchtigkeit der Nieren sinkt, steigen die Mengen von Kreatinin
und Harnstoff an. Die Normalwerte für Kreatinin im Serum liegen
zwischen 0,4-1,2 mg/dl, bzw. bei 20-40mg/dl für Harnstoff. Beide Werte
sind abhängig vom Geschlecht des Patienten. Liegen die gemessenen
Konzentrationen darüber, deutet dies auf größere Schäden an den Nieren
hin. Hierbei ist zu beachten, dass der Kreatininwert eine bessere
Bewertung der Nierenfunktion zulässt als die Harnstoffkonzentration.
- Hämoglobin
Die Nieren spielen eine wichtige Rolle bei der Bildung der roten
Blutkörperchen (Erythrozyten). Jeder Erythrozyt enthält Hämoglobin.
Fallen in einem Bluttest niedrige Hämoglobinwerte auf, spricht man von
einer Anämie. Diese sogenannte „Blutarmut” ist ein häufiges und wichtiges
Zeichen für eine chronische Niereninsuffizienz.
Eine Anämie tritt jedoch auch bei vielen anderen Krankheiten als
Begleiterscheinung auf, sodass sie keinen spezifischen Hinweis auf eine
Nierenerkrankung liefert.
- Weitere wichtige Blutwerte
Andere Blutwerte, die häufig bei Patienten mit einer Nierenerkrankung
im Rahmen eines Blutbildes untersucht werden, sind: Glucose,
Die Bestimmung des Kreatininwertes im Blutbild erfolgt standardmäßig. Weiterhin wird dieser Parameter
eingesetzt, um ein Nierenversagen nachzuweisen, ebenso wie zur Kontrolle des Therapieverlaufs.
Serumproteine (die im Blutplasma enthaltenen Proteine), Cholesterin,
Elektrolyte (Natrium, Kalium, Chlorid), Kalzium, Phosphor, Bikarbonat,
ASO Titer usw.
3. Radiologische Untersuchungen
- Ultraschall der Nieren
Der Ultraschall ist eine einfache, nützliche, schnelle und sichere Methode,
die wertvolle Informationen, bezüglich der Größe der Nieren oder das
Vorhandensein von Zysten, Tumoren oder Nierensteinen liefert.
Außerdem kann mithilfe des Ultraschalls leicht eine Blockade im Urinfluss
identifiziert werden- unabhängig davon, ob diese sich in den Nieren, im
Harnleiter oder in der Blase befindet. Bei der chronischen
Niereninsuffizienz fallen die Nieren in der Regel durch ihre verminderte
Größe auf.
- Röntgenaufnahmen des Abdomen
Röntgenbilder sind für die Diagnose von Steinen im Harnsystem sehr
hilfreich.
- intravenöse Urographie (IVU)
Die IVU (auch bekannt als intravenöse Pyelografie – IVP) ist eine
spezielle Röntgenuntersuchung. Hierbei wird ein iodhaltiges
Kontrastmittel injiziert. Dieser in die Blutbahn gespritzte Farbstoff, der
später auf den Röntgenbildern sichtbar ist, gelangt zu den Nieren und
wird über den Urin ausgeschieden. Infolgedessen wird der Harn durch
das Kontrastmittel angefärbt und das Harnsystem bestehend aus Nieren,
Harnleiter und Blase wird sichtbar. Man fertigt dann eine Reihe von
Röntgenaufnahmen in bestimmten Zeitintervallen an, die einen
umfassenden Überblick über die Anatomie und Funktionsweise des
Harnsystems liefern. Somit ermöglicht es die intravenöse Urographie,
Die wichtigsten Untersuchungsmethoden bei Nierenerkrankungen sind dieUrinuntersuchung, die Bestimmung des
Kreatininwertes im Blutplasma sowie der Ultraschall der Nieren.
Beschwerden, die durch Steine, Tumore oder Anomalien in Bau und
Funktion der Nieren verursacht werden, aufzudecken.
Im Falle eines Nierenversagens wird von der IVU abgeraten, da das
injizierte Kontrastmittel die bereits schlecht funktionierenden Nieren
schädigen kann. Weiterhin muss in diesem Fall beachtet werden, dass
die Ausscheidung des Kontrastmittels während der Untersuchung nicht
ausreichend sein kann. Somit könnte das Ziel der Untersuchung, das
Sichtbarmachen des Harnsystems, nicht erreicht werden. Des Weiteren
wird von dieser Methode abgeraten, wenn eine Schwangerschaft besteht.
Heutzutage findet dieses Verfahren auch immer seltener Anwendung,
da verstärkt mit Ultraschall oder der Computertomographie gearbeitet
wird.
- Miktionszystourethrogramm
Das Miktionszystourethrogramm
(MCU) ist ein Untersuchungsverfahren,
welches besonders bei der Diagnostik von Harnwegsinfekten bei
Kindern Anwendung findet. Für dieses spezielle Röntgenverfahren wird
mithilfe eines Katheters Kontrastmittel in die Blase gefüllt. Im Anschluss
erfolgt die Entfernung des Katheters und der Patient wird gebeten,
Wasser zu lassen. Dabei werden dann in Intervallen Röntgenaufnahmen
aufgezeichnet, die eine Abgrenzung von Blase und Harnröhre
ermöglichen. Diese Untersuchung ist sehr hilfreich um einen sogenannten
vesikorenalen Reflux (VUR), also den Rückfluss von Urin in den
Harnleiter zu den Nieren, oder strukturelle Anomalien der Harnblase
bzw. der Harnröhre zu diagnostizieren.
- Andere Bildgebende Verfahren
Für die Diagnosestellung bestimmter Nierenproblematiken sind spezielle
Bildgebungsverfahren wie die Computertomographie der Nieren und
Der Ultraschall der Nieren ist eine einfache und sichere Methode, um die
Größe, Form und Lage der Nieren bestimmen zu können.
der Harnwege, der Doppler-Ultraschall, die Nierenangiographie sowie
antegrade und retrograde Pyelographie usw. sehr hilfreich.
4. Weitere besondere Untersuchungen
Die Nierenbiopsie, Zystoskopie und Urodynamik stellen sehr spezifische
Untersuchungen dar, welche für eine genaue Diagnosestellung eines
Nierenproblems teilweise notwendig werden.
Die Nierenbiopsie
Dieses Verfahren ist eine wichtige Untersuchung im Rahmen der
Diagnosestellung gewisser Nierenerkrankungen.
Was ist eine Nierenbiopsie?
Bei einer Nierenbiopsie wird ein kleines Stück des Nierengewebes
mithilfe einer Nadel entnommen. Im Anschluss wird die Gewebeprobe
mikroskopisch untersucht. Mithilfe dieser Methode können bestimmte
Nierenerkrankungen genau diagnostiziert werden.
Wann wird eine Nierenbiopsie empfohlen?
Bei einigen Nierenerkrankungen reichen eine detaillierte Anamnese,
Untersuchung und Laborwerte nicht für eine genaue Diagnosestellung
aus. Für diese Patienten ist die Nierenbiopsie oftmals der einzige Weg
die Verdachtsdiagnose zu bestätigen.
Welchen Nutzen hat eine Nierenbiopsie?
Die Nierenbiospie ermöglicht eine sehr spezifische Diagnose für einige
ungeklärte Nierenerkrankungen. Mit den daraus gewonnen
Informationen kann der behandelnde Arzt eine effektive
Behandlungsstrategie entwickeln und den betroffenen Patient sowie seine
Angehörigen über den Verlauf und den Schweregrad der Krankheit
aufklären.
Die Nierenbiopsie ist eine Untersuchung, die durchgeführt wird, um eine
exakte Diagnose bestimmter Nierenerkrankungen zu erhalten.
Mithilfe welcher Methoden wird eine Nierenbiopsie
durchgeführt?
Die geläufigste Methode stellt die perkutane Nierenbiopsie dar. Hierbei
wird mithilfe einer Hohlnadel von außen Nierengewebe entnommen.
Eine andere, eher selten angewandte Methode stellt die sogenannte
offene Biopsie dar, die einen chirurgischen Eingriff voraussetzt.
Wie läuft die Nierenbiopsie ab?
- Der Patient wird im Krankenhaus stationär aufgenommen und eine
Einverständniserklärung des Patienten muss erfolgen.
- Bevor die Biopsie durchgeführt werden kann, wird sichergestellt,
dass der Blutdruck im Normalbereich liegt und das Blut normale
Gerinnungsparameter aufweist. Die Einnahme von blutverdünnenden
Medikamenten (z.B. Aspirin) wird ein bis zwei Wochen vor der
Biopsie eingestellt.
- Im Anschluss erfolgt eine Ultraschalluntersuchung um die Lage der
Nieren zu bestimmen, sodass die genaue Einstichstelle der
Biopsienadel festgelegt werden kann. Am Rücken liegt diese Stelle
unter der Rippe, im oberen Bereich der Taille in der Nähe der
Rückenmuskeln.
- Der Patient wird aufgefordert sich auf dem Bauch zu legen, wobei
unter dem Bauch ein zusätzliches Kissen oder Handtuch gelegt wird.
Während der Probenentnahme ist der Patient vollkommen wach.
Bei Kindern wird die Nierenbiospie jedoch unter Narkose
durchgeführt.
- Im Anschluss wird die Haut gereinigt, bevor die Einstichstelle mit
Lokalanästhetika betäubt wird, um die Schmerzen zu minimieren.
Eine Nierenbiopsie wird in der Regel mithilfe einer dünnen
Nadel durchgeführt. Der Patient ist dabei wach.
- Mittels einer Biopsienadel werden 2-3 winzige fadenartige
Gewebeproben von einer der Nieren entnommen. Die Probe wird
zum Pathologen gesendet, der die histopathologische Untersuchung
durchführt.
- Nach dem Eingriff muss Druck auf die Biopsiestelle aufgelagert
werden, sodass Blutungen vermieden werden. Der Patient wird dazu
angehalten sich für die darauffolgenden 6-12 Stunden auszuruhen.
Die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt in der Regel am
darauffolgenden Tag.
- Es wird empfohlen, für ca. 2-4 Wochen nach der Biopsie auf schwere
Arbeit oder Sport zu verzichten.
Gibt es Risiken bei einer Nierenbiopsie?
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff können im Anschluss
Komplikationen auftreten. Leichte Schmerzen sind nicht selten, ebenso
wenig wie blutiger Urin (ein bis zweimal). Diese Anzeichen verschwinden
aber in der Regel von selbst. In seltenen Fällen, bei denen die Blutungen
nicht aufhören, werden Bluttransfusionen nötig. In sehr seltenen Fällen,
bei denen schwere Blutungen anhalten, muss die Entfernung der Niere
durch eine Notoperation erfolgen.
Manchmal passiert es auch, dass die entnommenen Gewebeproben
nicht ausreichend für eine Diagnosestellung sind (in 1 von 20 Fällen),
sodass eine erneute Biopsie notwendig wird.