9: Akutes Nierenversagen

Akutes Nierenversagen

Was ist akutes Nierenversagen?

Bei einem akuten Nierenversagen (ANV) stellen die Nieren innerhalb kürzester Zeit (über Stunden, Tage oder wenige Wochen) ihre Funktion ein. Diese Funktionseinschränkung ist oftmals reversibel.

Was verursacht ein akutes Nierenversagen?

Die Ursachen für ein akutes Nierenversagen sind sehr variabel. Zu den häufigsten Gründen zählen:

  1. Eine reduzierte Blutzufuhr zu den Nieren verursacht durch starken Blutverlust, Verbrennungen, schwerwiegende Dehydration infolge von Durchfall oder ein Abfall des Blutdrucks, was wiederum eine Vielzahl von Gründen haben kann
  2. Infolge einer schweren Infektion, ernsthaften Erkrankungen oder nach einer großen Operation
  3. Plötzliche Harnabflussstörungen: in den meisten Fällen blockieren Nierensteine die Harnwege
  4. Weitere Ursachen können sein: Malaria tropica, Leptospirose, Schlangenbiss, bestimmte Nierenerkrankungen, Schwangerschaft, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (z.B. nichtsteroidale Antirheumatika, also Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung wie Ibuprofen; Kontrastmittel, Aminoglykosoide etc.)

Symptome des akuten Nierenversagens

Bei einem akuten Nierenversagen verschlechtert sich die Nierenfunktion innerhalb kürzester Zeit. Infolgedessen sammeln sich überschüssige Flüssigkeiten und Giftstoffe im Körper an, die nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden, und es kommt zu Störungen im Elektrolythaushalt. Weil die Nierenfunktion jedoch so plötzlich aussetzt, zeigt der Patient frühe und wichtige Symptome auf.

Die Art der Symptome sowie ihre Ausgeprägtheit variieren von Patient zu Patient. Anzeichen für ein akutes Nierenversagen können sein:

  1. Symptome, die im Zuge anderer zugrunde liegenden Problematiken auftreten. Dazu zählen z.B. Durchfall, Blutverlust, Fieber und Schüttelfrost.
  2. Eine verminderte Urinabgabe, wobei es auch einige wenige Patienten gibt, die weiterhin ein normales Urinvolumen aufweisen. Überschüssige Flüssigkeiten, die nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden können, sammeln sich im Körper an und führen zu Schwellungen an Knöcheln und Füße. Infolgedessen nehmen die Pateinten auch an Gewicht zu.
  3. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schluckauf, Müdigkeit, Lethargie und Verwirrung.
  4. Schwerwiegende und lebensbedrohliche Symptome wie Atemnot, Brustschmerz, Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Erbrechen von Blut und Herzrhythmusstörungen, welche durch erhöhte Kaliumwerte verursacht werden.
  5. In einem frühen Stadium des akuten Nierenversagens sind einige Patienten auch symptomfrei, sodass die Krankheit dann zufällig im Zuge einer Blutuntersuchung, die aus anderen Gründen durchgeführt wurde, erkannt wird.
Akutes Nierenversagen beschreibt den schnell fortschreitenden, in der Regel jedoch vorrübergehenden Verlust von Nierenfunktionen.

Diagnose

Diagnose des akuten Nierenversagens

Einige Patienten, die von einem akuten Nierenversagen betroffen sind, zeigen zu Beginn nur unspezifische Symptome auf oder sind sogar symptomfrei. Aus diesem Grund sollte man bei Patienten, die an Krankheiten leiden, die zu einem akuten Nierenversagen führen können, bzw. bei Personen, die auch nur die leisesten Anzeichen eines Nierenproblems aufweisen, immer hinsichtlich eines akuten Nierenversagens untersuchen. Die Diagnose wird durch eine Blutuntersuchung (hier ist vor allem ein Anstieg des Kreatinin- und Harnstoffwertes ausschlaggebend), die Bestimmung der Urinmenge, eine Analyse der Urinprobe und einer Ultraschalluntersuchung gesichert. Des Weiteren wird bei Betroffenen eine ausführliche Anamnese erhoben und eine gründliche Untersuchung durchgeführt, um so die Ursachen, eventuelle Komplikationen sowie den Verlauf der Krankheit feststellen bzw. bewerten zu können.

Symptome eines akuten Nierenversagens werden einerseits durch andere zugrunde liegende Erkrankungen, anderseits aber auch durch schwere Nierenprobleme verursacht.

Behandlung

Die Behandlung des akuten Nierenversagens

Mit einer entsprechenden Behandlung kann es nach einem akuten Nierenversagen zu einer weitestehenden Rückkehr der Nierenfunktionen kommen. Ein verzögerter Behandlungsbeginn oder eine nicht ordnungsgemäße Therapie kann jedoch lebensbedrohlich werden.

Wichtige Schritte bei der Behandlung eines akuten Nierenversagens:

  1. Korrektur bzw. Behandlung der Ursachen
  2. Medikamentöse Therapie und unterstützende Maßnahmen
  3. Ernährungsberatung
  4. Dialyse
  • Das Identifizieren und die daraus resultierende Therapie der zugrunde liegenden Ursachen des akuten Nierenversagens ist der wichtigste Aspekt der Behandlung
  • Die gezielte Behandlung der Ursachen wie niederiger Blutdruck, Infekte oder Verlegung der Harnwege ist essentiell für den Heilungsprozess.
  • Eine solche Behandlung bewahrt die Nieren vor weiteren Schäden und ermöglicht überhaupt erst die Heilung.

2. Medikamentöse Therapie und unterstützende Maßnahmen

  • Das Ziel besteht darin die Nieren in ihrer Funktion zu unterstützen und anderen Komplikationen vorzubeugen bzw. diese zu behandeln.
  • Die Behandlung von Infektionen ist obligatorisch, wobei Medikamente, die giftig und schädlich für die Nieren sind, vermieden werden müssen.
  • Verwendung von Diuretika: Medikamente wie Furosemid tragen zur Steigerung der Urinmenge bei, wodurch Ödemen und Kurzatmigkeit vorgebeugt werden kann.
  • Unterstützende Maßnahmen: es erfolgt eine zusätzliche Medikamentengabe zur Behandlung weiterer Beschwerden (z.B. zu niedriger Blutdruck, erhöhter Blutkaliumwert, Krämpfe, Kurzatmigkeit sowie Übelkeit und Erbrechen)
Mithilfe der richtigen Behandlung erholen sich die Nieren im Falle eines akuten Nierenversagens in der Regel wieder .

Ernährungsberatung

3. Ernährungsberatung

  • Angemessene Ernährungreduzieren bzw. beugen Symptomen und Komplikationen einer akuten Nierenerkrankung vor.
  • Messen der Flüssigkeitszufuhr: die tägliche Flüssigkeitsaufnahme sollte geplant sein, wobei das Urinvolumen und die vom Körper benötigen Flüssigkeitsmengen nicht außer Acht gelassen werden sollten. Häufig sind Eingrenzungen der Flüssigkeitsaufnahme nötig, um Ödemen und Komplikationen wie Kurzatmigkeit vorzubeugen.
  • Eine eingeschränkte Kaliumaufnahme: Vermeiden Sie eine kaliumreiche Ernährung, die u.a. Früchte, Säfte, Trockenfrüchte usw. beinhaltet. Dies beugt einen Anstieg des Kaliumwertes im Blut vor, was wichtig ist, denn eine sogenannte Hyperkaliämie stellt eine ernsthafte, lebensbedrohliche Komplikation bei akuten Nierenversagen dar.
  • Eingeschränkte Salzzufuhr: eine verringerte Salzaufnahme trägt dazu bei das Durstgefühl zu senken und beugt der Entstehung von Ödemen und anderen Komplikationen, wie Bluthochdruck und Atemnot, vor.
  • Es sollte auf eine bewusste Ernährung geachtet werden und gegebenenfalls kalorische Ergänzungsmaßnahmen ergriffen werden.

4. Dialyse

Der zeitweise Ersatz der Nierenfunktion mittels der Dialyse, die sozusagen eine künstliche Niere außerhalb des Körpers darstellt, kann bei manchen Patienten notwendig werden, bis sich die Nieren wieder erholt haben und ihre Funktion wieder aufnehmen können.

Was ist die Dialyse?

Die Dialyse ist eine Maschine, die durch ihre Arbeitsweise die Funktionen der beschädigten Niere ersetzt. Diese Methode trägt dazu bei Menschen, die an schweren Nierenversagen leiden, am Leben zu erhalten. Die wichtigsten Aufgaben der Dialyse sind das Filtern von Blut, um ausscheidungspflichtige Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen, und das Aufrechterhalten des Gleichgewichts im Wasser-, Säure-Basen- und Elektrolythaushalt. Die gebräuchlichsten Formen der Dialyse stellen die Hämodialyse und die Peritonealdialyse dar.

Bei einem akuten Nierenversagen, bei welchem frühzeitig mit einer entsprechenden medikamentösen Behandlung begonnen wird, können die Nieren sich wieder erholen, ohne, dass Betroffene an die Dialyse müssen.

Wann wird die Dialyse bei einem akutem Nierenversagen benötigt?

Die Dialyse wird bei den Patienten nötig, die von einer sehr schweren Form des akuten Nierenversagens betroffen sind und bei denen eine stetige Verschlechterung der Symptome zu beobachten ist, obwohl eine entsprechende medikamentöse Behandlung erfolgt. Mithilfe der Dialyse kann der Patient am Leben erhalten bleiben trotz eines schweren Nierenversagens. Zu den häufigsten Gründen zum Beginn einer Dialysebehandlung zählen starke Wassereinlagerungen mit Atemnot, ein unkontrollierbarer Bluthochdruck, eine unkontrollierbare Hyperkaliämie und eine schwere Übersäuerung des Blutes.

Wie lange ist eine Dialysebehandlung bei einem akuten Nierenversagens nötig?

  • Einige Patienten müssen nur für einige Tage an die Dialyse, um die Nieren zu entlasten, wenn sich die Nieren rasch von der Schädigung erholen.
  • Bei manchen Patienten erholen sich die Nieren erst nach 1-4 Wochen, so dass die Betroffene in dieser Phase die ganze Zeit Dialyse benötigen.
  • Die Annahme, dass eine einmalig durchgeführte Dialyse den Patienten lebenslang an die Dialyse bindet, ist falsch. Hingegen kann die Verzögerung der Behandlung wegen Angst vor der permanenten Dialysepflicht lebensbedrohlich werden.
In anderen Fällen werden die Patienten jedoch für ein paar Tage dialysepflichtig, wobei eine Verzögerung des Behandlungsbeginns lebensbedrohlich werden kann .

Prävention

Prävention des akuten Nierenversagens

  • eine frühzeitige Behandlung potentieller Ursachen sowie eine regelmäßige Untersuchung der Nierenfunktion
  • das Vermeiden von Hypotonie und gegebenenfalls die sofortige Behandlung dieser Problematik
  • die Einnahme nierenschädigender Medikamente vermeiden
  • Infektionen und eine reduzierte Urinausscheidung sofort behandeln