20: Benigne (gutartige) Prostatahyperplasie (BPH)

Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, kommt nur bei Männern vor. Eine Vergrößerung dieser kann bei älteren Männern zu Problemen beim Wasserlassen führen. Mit der steigenden Lebenserwartung, nimmt auch die Anzahl der Patienten, die von einer benignen Prostatahyperplasie, kurz BPH, betroffen sind, zu.

Was ist die Prostata und was macht sie?

Bei der Vorsteherdrüse handelt es sich um ein sehr kleines Organ, dass etwa die Größe einer Walnuss hat, und zu, den Geschlechtsdrüsen der Männer gehört.

Die Prostata sitzt unterhalb der Blase bzw. genau vor dem Rektum und umschließt den Anfang der Harnröhre. Infolgedessen verlaufen also die ersten 3 cm der Harnröhre durch die Prostata.

Die Vorsteherdrüse gehört zu den männlichen Geschlechtsdrüsen und produziert das Prostatasekret, das während einer Ejakulation die Spermien ernährt und in die Harnröhre transportiert.

Was versteht man unter der benignen Prostatahyperplasie?

Benigne ist ein Synonym für „gutartig”, was bedeutet, dass diese Problematik harmlos ist und nicht durch einen Tumor verursacht wird.

Prostata lokalisiert den Ort des Geschehens: die Vorsteherdrüse ist betroffen

Hyperplasie bedeutet Vergrößerung.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich bei der benignen Prostatahyperplasie um eine Vergrößerung der Prostata handelt, die nicht durch eine Tumorerkrankung hervorgerufen wird, und bei fast allen älteren Männern auftritt. Mit zunehmendem Alter, vergrößert sich die Prostata langsam. Diese vergrößerte Vorsteherdrüse drückt dann die Harnröhre ab, wodurch der Urinfluss behindert wird, was wiederum Probleme beim Wasserlassen verursacht. Aufgrund der Verengung der Harnröhre, kann der Urin nur langsam und mit weniger Druck fließen.

Die benigne Prostatahyperplasie ist eine Erkrankung, die bei älteren Männern auftritt.

Symptome

Symptome der benignen Prostatahyperplasie

Die Symptome der BPH treten in der Regel nach dem 50.Lebensjahr auf. Mehr als die Hälfte aller 60Jährigen bzw. 90% der Männer, die zwischen 70 und 80Jahre alt sind, leiden an den Symptomen einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. In den meisten Fällen treten die Beschwerden nur sehr allmählich auf, und nehmen dann über die Jahre zu. Die klassischen Symptome der BPH sind:

  • Häufiges Wasserlassen, vor allem in der Nacht (Dies ist in dem meisten Fällen ein sehr frühes Symptom.)
  • Abschwächung des Urinstrahls
  • Schwierigkeiten mit dem Wasserlassen zu beginnen, obwohl die Blase gefüllt ist
  • das Bedürfnis sofort Wasserlassen zu müssen, was sehr plötzlich auftritt und am lästigsten ist
  • das Wasserlassen wird als sehr anstrengend empfunden
  • Unterbrechung des Urinflusses
  • Nachträufeln von Urin nachdem bereits uriniert worden ist, was dazu führen kann, dass die Unterwäsche feucht wird
  • Inkomplette Leerung der Blase
Die benigne Prostatahyperplasie verursacht einen schwachen Urinstrahl und das Bedürfnis häufig Wasser zu lassen, insbesondere in der Nacht.

Komplikationen der benignen Prostatahyperplasie

Eine schwergradige BPH kann bei einigen Patienten über lange Zeit zu ernsthaften Problemen führen, wenn keine Behandlung erfolgt. Häufige Komplikationen, die im Rahmen der BPH auftreten, sind:

  • Akuter Harnverhalt: eine unbehandelte schwere BPH kann über lange Zeit zu einer plötzlichen, kompletten und oftmals auch schmerzhaften Blockade des Urinflusses führen, was auch als akuter Harnstau bezeichnet wird. Diesen Patienten müssen katheterisiert werden, sodass über den Katheter der Urin aus der Blase abgeleitet werden kann.
  • Chronischer Harnverhalt: Kommt es zu einer teilweisen Blockade des Urinflusses über einen ausgedehnten Zeitraum, kann sich ein chronischer Harnverhalt entwickeln. Dieser chronische Harnstau wird nicht von Schmerzen begleitet, sodass diese Problematik ehr durch einen vermehrten Restharn auffällt. Als Restharn bezeichnet man die Urinmenge, die nach dem Wasserlassen gewöhnlicher Weise in der Blase zurückgehalten wird. Somit sind eine nicht vollständig entleerte Harnblase sowie das ständige aufsuchen einer Toilette, da nur sehr kleine urinmengen abgegeben werden können, häufige Merkmal des chronischen Harnverhalts.
  • Schäden an den Nieren oder der Blase: Ein chronischer Harnverhalt führt zu einer dauerhaften Dehnung der Muskulatur, die die Blase auskleidet. Infolgedessen wird die Muskulatur geschwächt und kann nicht mehr zuverlässig kontrahieren. Das vergrößerte Restharnvolumen führt weiterhin zu einem erhöhten Druck in der Blase. Ein hoher Blasendruck kann dazu führen, dass der Urin über die Harnleiter zurück in die Nieren fließt, was letztendlich ein Nierenversagen hervorrufen kann.
  • Harnwegsinfektionen und Blasensteine: Die Unfähigkeit, die Blase vollständig zu entleeren, erhöht das Risiko für eine Harnwegsinfektion und die Bildung von Harnsteinen.
  • Man darf jedoch nicht vergessen, dass die benigne Prostatahyperplasie das Risiko für Prostatakrebs nicht erhöht.
Die rektal-digitalen Untersuchung und der Ultraschall sind die beiden wichtigsten Untersuchungsmethoden hinsichtlich der Diagnosestellung einer benignen Prostatahyperplasie.

Diagnose

Die Diagnose der benignen Prostatahyperplasie

Wenn das Anamnesegespräch und die vom Patienten geschilderten Symptome den Verdacht einer benignen Prostatahyperplasie erwecken, werden die folgenden Untersuchungen durchgeführt, um eine Vergrößerung der Vorsteherdrüse zu bestätigen oder auszuschließen.

Die rektale Untersuchung

Bei dieser Untersuchungsmethode, führt der Arzt seinen Finger vorsichtig in das Rektum des Patienten ein, wobei er selbstverständlich Handschuhe trägt. Über die Rektumwand kann er dann die Oberfläche der Prostata abtasten, was dem Arzt eine Vorstellung über die Größe und Beschaffenheit der Prostata gibt.

Bei einer benignen Prostatahyperplasie fällt bei der rektal-digitalen Untersuchung eine vergrößerte, weiche und eine druckfeste Konsistenz auf. Dem gegenüber deutet eine harte, knötchenförmige und sich unregelmäßig anfühlende Prostata auf Prostatakrebs oder eine Verkalkung der Prostata hin.

Ultraschall und eine Untersuchung des Restharnvolumens

Auch mithilfe des Ultraschalls kann die Größe der Prostata bestimmt werden. Weiterhin können hierbei auch bösartige Veränderungen sowie eine Weitung der Harnleiter, vergrößerte Nieren sowie Abszesse festgestellt werden.

Die Ultraschallaufnahmen werden auch dazu genutzt, um festzustellen, wie viel Restharn nach dem Wasserlassen in der Harnblase verbleibt. Beträgt das Restharnvolumen weniger als 50 ml deutet dies auf eine adäquate Blasenentleerung hin. Befinden sich aber mehr als 100-200 ml Restharn nach dem Wasserlassen immer noch in der Blase, müssen weitere Untersuchungen erfolgen.

Die Untersuchung des Blutes hinsichtlich des Prostataspezifischen Antigens (PSA) ist die wichtigste Untersuchungsmethode, die zur Diagnosestellung von Prostatakrebs beiträgt.

International Prostate Symptom Score (IPSS)

Der International Prostate Symptom Score (IPSS), der auch als AUA Symptom Score (AUA= American Urological Association) bezeichnet wird, hilft bei der Diagnosestellung der benignen Prostatahyperplasie. Hierbei handelt es sich um einen Fragenkatalog, der Fragen bezüglich typischer Symptome hinsichtlich der benignen Prostatahyperplasie enthält, umso die Probleme der Männer einschätzen zu können. Aufgrund der Bepunktung der Symptome kann der Schweregrad der Probleme beim Wasserlassen eingeschränkt werden.

Laboruntersuchungen

Laborchemische Untersuchungen allein helfen nicht bei der Diagnosestellung einer BPH. Dennoch tragen sie dazu bei, damit in Verbindung stehende Komplikationen festzustellen und andere Krankheiten, die ähnliche Beschwerden verursachen, auszuschließen. Der Urin wird hinsichtlich Infektionen untersucht, während man sich das Blut vor allem anschaut, um Auskunft über die Leistungsfähigkeit der Nieren zu erhalten.

Die Untersuchung des Blutes hinsichtlich des Prostataspezifischen Antigens (PSA) ist ein spezielles Untersuchungsverfahren, um Prostatakrebs ausschließen zu können.

Weitere Untersuchungen

Weitere Untersuchungsmethoden die hinsichtlich der Diagnosestellung einer BPH durchgeführt werden sind Uroflowmetrie, Urodynamische Messungen, Zystoskopie, Prostatabiopsie, ein intravenöses Pyelogramm oder ein Urogramm sowie retrograde Pyelographie.

Viele Symptome, die eine Tumorerkrankung der Prostata verursacht, ähneln denen einer benignen Prostatahyperplasie. Aus diesem Grund sind sehr gründliche Untersuchungen notwendig, um eine exakte Diagnose stellen zu können.

Kann eine Person, die die klassischen Symptome einer benignen Prostatahyperplasie hat, auch Prostatakrebs haben? Wie wird Prostatakrebs diagnostiziert?

Ja. Viele Symptome einer benignen Prostatahyperplasie und eines Prostatatumors sind sich ähnlich, sodass man hinsichtlich der klinischen Zeichen, nicht zwischen diesen beiden Erkrankungen unterscheiden kann. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die BPH in keiner Beziehung zu einer Tumorerkrankung der Prostata steht. Drei wichtiges Untersuchungsmethoden, die für die Diagnose eines Prostatakrebs notwendig werden, sind die rektal-digitale Untersuchung, eine Blutuntersuchung hinsichtlich dem Vorhandensein des Prostataspezifischen Antigens und eine Prostatabiopsie.

Die Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie

Der Schweregrad der Symptome, d.h., wie das stark die Erkrankung den Patienten in seinem Alltag aufgrund der daraus resultierenden Symptome einschränkt, bestimmt die Behandlungsmethode der BPH. Die Ziele der Therapie sind in erster Linie die Minderung der Beschwerden, eine Verbesserung der Lebensqualität, eine Reduzierung des Restharnvolumens sowie die Vorbeugung von Komplikationen.

Drei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einer BPH sind:

  1. Umsichtiges warten und Veränderung des Lebensstils (keine Behandlung)
  2. Medikamentöse Behandlung
  3. Chirurgischer Eingriff
Eine benigne Prostatahyperplasie muss bei milden Symptomen nicht sofort medikamentös behandelt werden. Betroffene sollen zunächst abwarten und ihren Lebensstil verändern.

Behandlung

1. Umsichtiges warten und Veränderung des Lebensstils (keine Behandlung)

Bei Männern, die nur sehr milde Symptome aufweisen oder denen die Symptome nicht weiter einschränken, rät man in der Regel abzuwarten ohne dass eine weitere Behandlung erfolgt. Dennoch bedeutet das empfohlene umsichtige warten nicht, dass man einfach nur abwartet und nichts gegen die Symptome unternimmt. Während des Abwartens, werden die Männer dazu angehalten, bestimmte Änderungen in ihrem Lebensstil zu vollziehen, um so die Symptome reduzieren zu können. Auch sollten jährlich Kontrolluntersuchungen erfolgen, sodass man die BPH in den Augen behält, sodass eine Einschätzung bezüglich einer Verbesserung oder Verschlechterung der Symptome erfolgen kann.

  • Ändern Sie Ihre Gewohnheiten bezüglich des Wasserlassens und Ihrer Flüssigkeitsaufnahme
  • Entleeren Sie Ihre Blase regelmäßig. Vermeiden Sie es nicht für lange Zeit auf Toilette zu gehen, wenn Sie Harndrang verspüren.
  • Urinieren Sie zweimal, d.h. entleeren Sie ihre Blase zuerst wie gewohnt ganz entspannt. Dann warten Sie einige Minuten und probieren Sie danach noch einmal Wasserzulassen. Vermeiden Sie hierbei jedoch ein Pressen oder angesträngtes drücken zur Blasenentleerung.
  • Vermeiden Sie es abends alkohol- oder koffeinhaltige Getränke zu sich zu nehmen. Beide Getränke können den Muskeltonus der Blase beeinflussen, ebenso wie sie beide die Harnproduktion in den Nieren stimulieren, was zu einem vermehrten Harndrang in der Nacht führen kann.
  • Vermeiden Sie eine enorm hohe Flüssigkeitsaufnahme. Weniger als 3 Liter pro Tag reichen aus. Auch sollten Sie nicht sehr viel Wasser mit einem mal trinken. Es empfiehlt sich ehr, kleinere Mengen über den Tag verteilt zu trinken.
Schwere Symptome einer benignen Prostatahyperplasie, ein Harnstau und immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen erfordern einen chirurgischen Eingriff.

  • Trinken Sie nicht mehr allzu viel vor dem zu Bett gehen
  • Erwerben sie keine freiverkäuflichen Erkältungsmedikamente, die Dekongestiva oder Antihistaminika enthalten. Diese Substanzen können zu einer Verschlechterung der Symptome beitragen und einen Harnverhalt verursachen.
  • Verändern Sie die Zeiten, zu denen Sie hHarntreibende Medikamente (z.B. Diuretika) einnehmen.
  • Halten Sie sich stets warm und treiben Sie regelmäßig Sport. Kaltes Wetter sowie zu wenig Bewegung können zu einer Verschlechterung der Symptome führen.
  • Machen Sie Beckenbodentraining. Dies ist eine sehr effektive Methode um Inkontinenz zu vermeiden. Beckenbodentraining strafft die Muskeln des Beckenbodens und der Blase, was den Schließmuskel in seiner Arbeit unterstützt. Dieses Training besteht setzt sich aus einem sich wiederholenden anspannen und entspannen der Beckenbodenmuskulatur.
  • Versuchen Sie regelmäßig zu bestimmten Zeiten ihre Blase zu entleeren, wobei sie das Wasserlassen nicht durch Pressen erzwingen sollen.
  • Behandeln Sie Verstopfungen.
  • Vermeiden Sie Stresssituationen. Nervosität und Anspannung führen zu einem vermehrten Harndrang.
Die effektivste und verbreitetste Behandlung der BPH ist die TURP.

2. Medikamentöse Behandlung

Medikamente werden am häufigsten eingesetzt, um leichte bis mäßige Symptome zu lindern. Bei zwei Drittel der betroffenen Männer tragen Medikamente wesentlich dazu bei, die hauptsächlichen Beschwerden zu lindern. Man unterscheidet zwischen zwei Arzneiklassen, die bei einer vergrößerten Prostata Anwendung finden können: Alpha-Blocker und Antiandrogene (5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren).

  • Alpha-Blocker: Hierbei handelte s sich um verschreibungspflichtige Substanzen, die die Muskulatur in und um die Prostata herum entspannen, den Patienten von einer Harnwegsobstruktion befreien und dem Urin den Durchgang durch die Gefäße erleichtern. Die häufigsten Nebenwirkungen der Alpha-Blocker sind leichte Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Typische Beispiele für diese Medikamentenklasse sind: Tamsulosin, Alfuzosin, Terazosin und Doxazosin.
  • 5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren: Dies sind Medikamente (z.B. Finasterid oder Dutasterid), die eine Verkleinerung der Vorsteherdrüse bewirken können. Diese Medikamente verbessern den Urinfluss und vermindern die Beschwerden, die im Rahmen einer benignen Prostatahyperplasie auftreten. Bei diesen Medikamenten muss man beachten, dass sie nicht so schnell wirken, wie die Alpha- Blocker, sodass eine Verbesserung der Symptome erst sechs Monate nach Behandlungsbeginn zu beobachten ist. Am besten eignen sich diese Medikamente für Männer, die an einer sehr schweren Prostatavergrößerung leiden. Die am häufigsten auftretende Nebenwirkung von 5-Alpha-Redukatse-Inhibitoren sind Probleme bei der Erektion und Ejakulation, ein vermindertes sexuelles Verlangen und Impotenz.
  • Eine kombinierte Therapie: Alpha-Blocker sowie die 5-Alpha- Reduktase-Inhibitoren haben unterschiedliche Wirkungsmechanismen, besitzen aber einen additiven Effekt, wenn beide Medikamente gleichzeitig gegeben werden. Infolgedessen führt eien Kombination dieser beiden Medikamente zu einer deutlich besseren Linderung der Symptome der BPH, als die Gabe nur eines Medikamentes. Diese Therapieform empfiehlt sich vor allem bei Männern, die an sehr starken Symptomen leiden, eine sehr stark vergrößerte Prostata haben und bei denen auch mit der höchsten Dosis von Alpha-Blockern keine Verbesserung der Beschwerden erzielt werden konnte.
Die TURP wird unter Spinalanästhesie durchgeführt. Dabei ist der Patient bei Bewusstsein, daher ist der Krankenhausaufenthalt kürzer.

3. operativer Eingriff

Ein chirurgischer Eingriff wird bei Patienten empfohlen, die:

  • Unter mäßige bis schwere Symptomen leiden, die sich auch nicht mit Medikamenten lindern lassen.
  • Von einem akuten Harnverhalt betroffen sind.
  • An immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten leiden.
  • Die ständig blutigen Urin haben.
  • Die von einem Nierenversagen, das durch die BPH verursacht worden ist, betroffen sind.
  • Die neben der BPH auch Blasensteine haben.
  • Die ein zunehmendes Restharnvolumen haben

Letztendlich unterscheidet man auch bei dem chirurgischen Eingriff nochmal nach der Vorgehensweise zwischen minimal-invasive- Eingriffe und den Standardoperationen.

Das am Hhäufigsten angewandte Standardverfahren ist die Transurethrale Resektion der Prostata (TUR). Gegenwärtig werden auch zahlreiche neue Methoden im chirurgischen Bereich entwickelt, die auch auf eine Behandlung von kleinen bis mittelgroßen Vorsteherdrüsen abzielt. Hierdurch sollen ähnliche Ergebnisse wie mittels der TUR erreicht werden, nur dass die Morbidität sowie die Kosten verringert sind.

Das Risiko einer retrograden Ejakulation und der damit verbundenen Zeugungsunfähigkeit ist geringer als bei der TURP.

Die chirugischen Behandlungsmethoden

Ein häufig eingesetztes chirurgisches Verfahren ist die transurethrale Resektion

Schwere Symptome der BPH: Harnverhal, wiederholte Harnwegsinfekte und Nierenversagen erfordern eine Operation der Prostata (TURP), eine transurethrale Inzision der Prostata (TUIP), oder eine offene Prostatektomie.

1. Transurethrale Resektion der Prostata (TURP)

Eine TURP bleibt der Goldstandard in der Prostatachirurgie und ist erfolgreicher als die medikamentöse Behandlung. Sie beseitigt die Harnabflussstörung in mindestens 85% - 90% der Fälle und die Langzeiterfolge sind sehr gut. Die TURP ist eine minimal-invasive Operation, bei der der Urologe einen Teil der Prostata abträgt, so dass der harn wieder ungehindert abfließen kann. Eine TURP benötigt keinen Hautschnitt, wird aber nur stationär durchgeführt.

Vor der Operation

  • Die Operationsfähigkeit muss zuvor sichergestellt werden.
  • Der Patient sollte zuvor das Rauchen einstellen, denn Rauchen erhöht das Risiko für post-operative Komplikationen.
  • Der Patient muss zuvor die Einnahme Blut-verdünnender Medikamente beenden (Marcumar, Aspirin und Clopidogrel).

Während des Eingriffs

  • Eine TURP dauert in der Regel 60 - 90 Minuten.
TUIP ist eine Alternative zur TURP bei Männern mit kleinerer Prostata oder Hochrisikopatienten bei denen eine TURP nicht in Frage kommt.
  • Eine TURP wird üblicherweise in Spinalanästhesie durchgeführt. Antibiotika sollen Infektionen verhindern.
  • Während der TURP wird ein Instrument in die Harnröhre eingeführt, um Teile der Prostata abzutragen.
  • Das Instrument hat Kanäle für Licht und Videokamera, Spülung und eine elektrische Schlinge, um Gewebe abzutragen und um Blutungen zu stillen.
  • Das abgetragene Prostatagewebe wird im Labor untersucht, um keinen Prostatakrebs zu übersehen.

Nach der Operation

  • Der Krankenhausaufenthalt dauert ca. 2-3 Tage.
  • Nach der Operation wird ein Blasenkatheter durch die Harnröhre in die Blase eingelegt.
  • Über den Katheter wird die Blase für 12-24 Stunden mit Flüssigkeit gespült.
  • Über die Blasenspülung werden Blutgerinsel entfernt.
  • Sobald kein Blut mehr in der Spüllösung ist, kann der Katheter entfernt werden.

Empfehlungen für die Zeit nach der Operation

  • Viel Flüssigkeit trinken.
  • Verstopfung vermeiden, ggfs. muss für einige Tage ein Abführmittel eingenommen werden.
  • Die blutverdünnenden Medikamente erst nach Rücksprache mit dem Arzt wieder einnehmen.
  • Vermeiden von schwerem Heben und anstrengenden Arbeiten für 4-6 Wochen.
Minimal-invasive Eingriffe Vorteile: weniger Risiken und kürzere Krankenhausbehandlung Nachteile: Kosten und geringere Langzeiterfolge
  • Vermeiden sexueller Aktivitäten für 4-6 Wochen.
  • Vermeiden von Alkohol und scharfer Speisen.

Mögliche Komplikationen

  • Unmittelbar postoperative Komplikationen sind Blutungen und Harnwegsinfektionen;
  • Später auftretende Komplikationen sind eine Verengung (Striktur) der Harnröhre, retrograde Ejakulation, Harninkontinenz und Impotenz.
  • Ejakulation von Samen in die Blase (retrograde Ejakulation) ist eine häufige Folge der TURP und tritt in ca. 70% der Fälle auf. Dies beeinträchtigt nicht die Sexualfunktion oder die Libido aber verursacht Zeugungsunfähigkeit.
  • Faktoren, die das Risiko für Komplikationen erhöhen sind Übergewicht, Rauchen, Alkoholmissbrauch, Unterernährung und Diabetes.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, suchen Sie den Arzt auf, wenn Sie:

  • Probleme beim Wasserlassen haben.
  • Starke Schmerzen trotz Schmerzmittel persistieren.
  • Blut im Urin bemerkt wird.
  • Zeichen einer Infektion wie Fieber pder Schüttelfrost auftreten.

2. Transurethrale Inzision der Prostata (TUIP)

Die transurethrale Inzision der Prostata (TUIP) ist eine Alternative zur TURP für Mäner mit einer kleineren Prostata oder einschränkten Allgemeinzustand, die für eine Operation nicht in Frage kommen.

Die Einlage eines Stents in die Harnröhre, ist sicher und effektiv wenn Medikamente nicht mehr helfen und keine Operation durchführbar ist.

Die Vorgehensweise für eine TUIP ist der einer TURP vergleichbar. Es wird aber kein Prostatagewebe entfernt, sondern es werden nur zwei tiefe längliche Einschnitte in die Prostata gemacht. Die Einschnitte erweitern den Raum für die Urinpassage.

Die Vorteile einer TUIP sind der geringere Blutverlust und die selteneren Komplikationen. Der Krankenhausaufenthalt und die Erholungszeit sind kürzer.

Jedoch ist die TUIP weniger effektiv in der anhaltenden Beseitigung von Symptomen und oftmals wird im weiteren Verlauf dennoch eine TURP notwendig. Die TUIP ist bei einer sehr starken Prostatavergrößerung nicht sehr effektiv.

3. Offene Prostatektomie

Die offene Prostatektomie ist eine Operation, bei der die Prostata über einen Hautschnitt am Bauch entfernt wird. Nachdem weniger invasive Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kommt sie nur noch selten zur Anwendung.

Eine offene Prostatektomie wird v.a. bei Männern mit sehr starkt vergrößerter Prostata durchgeführt, mit weiteren Problemen, die während der Operation beseitigt werden können.

Minimal-invasive Eingriffe

Minimal-invasive Eingriffsmethoden richten am wenigsten Schaden an. Mit moderner Technologie wird die Prostata mit immer weniger Komplikationen behandelt. Hierbei handelt es sich um die Anwendung von Hitzesonden, Lasersonden, Elektrovaporization, um Prostatagewebe abzutragen. Die Vorteile sind der geringere Blutverlust, die geringere Anästhesie und die selteneren Komplikationen. Der Krankenhausaufenthalt und die Erholungszeit sind kürzer.

Nachteile dieser Methoden sind: die geringere Effektivität gegenüber der TURP, das Risiko 5 oder 10 Jahren doch einen TURP zu benötigen, die fehlende Möglichkeit das Prostatagewebe histologisch untersuchen zu können und so einen Prostatakrebs mit Sicherheit ausschließen zu können, und fehlende Langzeitstudien.

Weitere minimal-invasive Verfahren sind die transurethrale

Mikrowellen-Thermotherapie (TUMT), die transurethrale Nadelablation (TUNA), Wasserinduzierte Thermotherapie (WIT), Prostatastents und transurethrale Lasertherapie.

Die offene Prostataentfernung wird nur noch selten durchgeführt.

  1. Transurethrale Mikrowellen-Thermotherapie (TUMT): Bei diesem Verfahren verwendet man Hitze und Prostatagewebe abzutragen.
  2. Transurethrale Nadelablation der Prostata (TUNA): Bei diesem Verfahren verwendet man Radiofrequenzenergie um Prostatagewebe abzutragen.
  3. Wasserinduzierte Thermotherapie (WIT): Bei diesem Verfahren verwendet man heißes Wasser, um Prostatagewebe abzutragen.
  4. Prostatastent: Bei diesem Verfahren wird ein Stent (Platzhalter) im Bereich der Prostata in die Harnröhre eingelegt, um diese offen zu halten.
  5. Transurethrale Lasertherapie: Bei diesem Verfahren wird Laserenergie genutzt, um Prostatagewebe abzutragen.

Wann sollte ein Patient mit BPH den Arzt aufsuchen?

Patienten mit BPH sollten den Arzt aufsuchen, wenn:

  • Sie nicht mehr Wasser lassen können.
  • Urinieren schmerzhaft ist, der Urin riecht, bei Fieber und/oder Schüttelfrost.
  • Blut im Urin.
  • Bei Harninkontinenz