6: Mythen und Fakten über Nierenkrankheiten

Mythos: Alle Nierenerkrankungen sind unheilbar.

Fakt: Die Aussage ist falsch, da bei frühzeitiger Diagnose und folgender Behandlung viele Nierenerkrankungen gut behandelt. Dadurch kann das Fortschreiten der Krankheit meistens verlangsamt oder sogar aufgehalten werden.

Mythos: Fällt eine Niere aus, kann es zu einem akuten Nierenversagen kommen.

Fakt: Nierenversagen tritt nur ein, wenn beide Nieren ausfallen. In der Regel weisen Betroffene keine Beschwerden auf, wenn nur eine Niere ihre Funktion nicht mehr ausüben kann. In diesem Fall sind auch die die Harnstoff- und Kreatininwerte im Blutbild unauffällig. Erst wenn beide Nieren versagen, sammeln sich Stoffwechselendprodukte im Körper an und es kommt zu einem Anstieg der eben genannten Parameter im Blutbild. Diese Veränderungen liefern dann zumeist erste Hinweise auf ein Nierenversagen.

Mythos: Besteht bereits eine Nierenerkrankung, dann deuten Ödeme auf ein Nierenversagen hin.

Fakt: Das stimmt so nicht immer. Bei bestimmten Erkrankungen der Nieren sind auch Ödeme vorhanden, obwohl die Nieren ganz normal entgiften. Dies ist beispielsweise bei dem Nephrotischen Syndrom der Fall.

Mythos: Alle Patienten, die an Nierenversagen leiden, weisen auch Ödeme auf.

Fakt: Auch diese Annahme ist falsch. Zwar weist eine Vielzahl dieser Patienten Ödeme auf, aber nicht alle. Einige Betroffene haben auch im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung noch keine

Wassereinlagerungen. Demzufolge schließt auch das Fehlen von Ödemen nicht zwangsläufig ein Nierenversagen aus.

Mythos: Alle Patienten mit einer Nierenerkrankung sollen viel Wasser trinken.

Fakt: Das ist nicht richtig. Personen, bei denen Steine im Harnsystem gefunden worden sind oder die an einer Harnwegsinfektion leiden, werden durchaus dazu angehalten, sehr viel Wasser zu trinken. Anders verhält es sich aber bei Patienten, die bereits eine reduzierte Urinausscheidung haben und Schwellungen am Körper aufweisen. In diesem Fall müssen die Betroffenen ihre Wasseraufnahme beschränken, sodass der Wasserhaushalt im Körper ausgeglichen bleibt.

Mythos: Mir geht es gut. Daher glaube ich nicht, dass ich ein Problem mit den Nieren habe.

Fakt: Die Mehrzahl der Patienten sind in den Anfangsstadien chronischer Nierenerkrankungen asymptomatisch, d.h. sie zeigen keine Symptome. Zu diesem frühen Zeitpunkt können nur im Labor untersuchte Blut- oder Urinproben erste Hinweise liefern.

Mythos: Mir geht es gut. Folglich muss ich die Behandlung meiner Nierenerkrankung nicht fortsetzen.

Fakt: Vielen Patienten, die an einem chronischen Nierenversagen leiden, fühlen sich durch die angesetzte Therapie wieder gesund, sodass sie ihre Medikamente absetzen und auch die ernährungsbedingten Empfehlungen missachten. Ein Abbruch der Behandlung kann jedoch sehr gefährlich werden. So kann es zu einer sehr schnell fortschreitenden Verschlechterung der Nierenfunktion kommen, wodurch die Patienten viel schneller Dialysepflichtig werden bzw. eine Nierentransplantation notwendig wird.

Mythos: Meine Kreatininwerte sind leicht erhöht. Dennoch fühle ich mich vollkommen gesund, weshalb ich mir um meine Gesundheit auch keine Sorgen mache.

Fakt: Bereits eine minimale Erhöhung des Kreatininwertes im Serum ist ein Hinwei auf eine erheblich beeinträchtigte Nierenfunktion und bedarf Aufmerksamkeit. Eine ganze Reihe verschiedener Nierenerkrankungen können die Nieren dauerhaft schädigen, sodass unverzüglich ein Facharzt aufgesucht werden sollte. Zunächst sollten wir uns jedoch klar machen, wie entscheidend eine Erhöhung des Kreatininwertes im Serum während der verschiedenen Stadien chronischer Nierenerkrankungen ist. Im Anfangsstadium verläuft die chronische Nierenerkrankung in der Regel asymptomatisch, sodass ein erhöhter Kreatininwert den einzigen Hinweis auf eine zugrunde liegende Nierenerkrankung liefern kann. Liegt dieser bei 1,6 mg/dl, bedeutet dies, dass die Nierenfunktion bereits um erheblich mehr als 50% vermindert ist! Die Aussichten sind evt. noch vielversprechend, wenn die chronische Nierenerkrankung zu diesem Zeitpunkt entdeckt wird und umgehend mit einer entsprechenden Behandlung begonnen wird. Durch die vom Nephrologen angeordnete Therapie kann die Nierenfunktion dann vielleicht noch für eine lange Zeit erhalten werden.

Wird ein Kreatininwert von 5,0 mg/dl ermittelt, bedeutet dies, dass die Nierenfunktion schon um 80% oder mehr vermindert ist. Dies weist auf eine ernsthaft beeinträchtigte Nierenfunktion hin. Eine Therapie wirkt sich positiv auf den Erhalt der Funktionsfähigkeit der Nieren aus. Gleichzeitig darf man aber nicht außer Acht lassen, dass es sich um ein sehr spätes Stadium der chronischen Niereninsuffizienz handelt und somit die Möglichkeit, ein bestmögliches Behandlungsergebnis zu erreichen, leider nicht mehr zu realisieren ist.

Das Terminalstadium der chronischen Niereninsuffizienz ist bei einem Kreatininwert von 10,0mg/dl erreicht, oftmals aber auch schon früher. In dieser Phase beträgt die Nierenleistung nur noch weniger als 10% und die Möglichkeiten, den Patienten mit Arzneimitteln zu helfen, sind zunehmend ausgeschöpft. Den meisten Betroffenen kann jetzt nur noch mit Nierenersatztherapie geholfen werden.

Mythos: Wurde einmal die Dialyse eingesetzt, bleibt man lebenslänglich Dialysepflichtig.

Fakt: Für wie lange ein Patient Dialysepflichtig bleibt, hängt von der Art seiner Nierenerkrankung ab. Eine akute Niereninsuffizienz stellt eine zeitlich begrenzte, potenziell reversible Form des Nierenversagens dar. Einige Patienten müssen demzufolge nur für sehr kurze Zeit an die Dialyse. Mit etwas Glück erholen sich die Nierenfunktionen schnell wieder. Die durch Angst vor einer lebenslangen Dialysepflicht hervorgerufene Verzögerung des Behandlungsbeginns kann lebensbedrohlich werden. Dem gegenüber steht die chronische Niereninsuffizienz, die die irreversible, progrediente Form des Nierenversagens darstellt. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung wird eine lebenslange Nierenersatztherapie (Dialyse oder Nierentransplantation) notwendig.

Mythos: Die Dialysebehandlung heilt Nierenversagen.

Fakt: Nein, die Dialyse kann das Nierenversagen nicht heilen. Die sogenannte Blutwäsche ist nur ein Nierenersatz, eine effektive und lebensrettende Maßnahme, die bei der Behandlung von Nierenversagen zum Einsatz kommt, um anfallende Abfallstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Blut zu filtern und den Elektrolyt- sowie den Säure- Basen- Haushalt aufrechterhält. Somit übernimmt die Dialyse die Funktion der Nieren außerhalb vom Körper. Diese Therapieoption ermöglicht den Patienten ein weitestgehend symptomfreies Leben trotz des Nierenversagens.

Mythos: Im Falle einer Nierentransplantation können Frauen bzw. Männer ihre Niere nicht an das andere Geschlecht spenden.

Fakt: Diese Aussage ist falsch. Frauen und Männer können ihre Niere durchaus einer Person anderen Geschlechts spenden, weil kein Unterschied im Bau und der Funktion der Nieren von weiblichen und männlichen Spendern besteht.

Mythos: Die Nierenspende wirkt sich auf die Gesundheit und Sexualität aus.

Fakt: Die Nierenspende ist ein sicheres Verfahren und es konnten keine Auswirkunge auf die Gesundheit oder das Sexualleben nachgewiesen werden. Nierenspender können i.d.R. ein ganz normales Leben führen und auch Kinder zur Welt bringen.

Mythos: Ist es möglich eine Niere für eine Transplantation käuflich zu erwerben?

Fakt: Der Kauf bzw. Verkauf von Organen ist eine Straftat.

Mythos: Mein Blutdruck ist jetzt im Normbereich, sodass ich keine Blutdrucksenkenden Medikamente brauche. Ich fühle mich besser, wenn ich diese Tabletten nicht einnehme, warum sollte ich die Behandlung also fortsetzen?

Fakt: Viele Patienten, die an Bluthochdruck leiden, setzen ihre Medikamente ab, nachdem ihr Blutdruck unter Kontrolle gebracht worden ist, da sie keine Symptome mehr aufweisen und sich besser fühlen, wenn sie die Medikamente nicht nehmen. Aber unkontrollierter Bluthochdruck ist viel gefährlicher, als viele Menschen annehmen, da er langfristig ernsthafte Probleme wie Herzinfarkt, Nierenversagen und Schlaganfall hervorrufen kann. Infolgedessen ist es unbedingt notwendig, dass die Medikamenteneinnahme regelmäßig erfolgt, auch wenn keine Symptome von Bluthochdruck mehr auftreten und man sich in gegenwärtig gesund fühlt.

Mythos: Nur Männer besitzen Nieren.

Fakt: Bei Männern und Frauen liegen die Nieren im oberen-hinteren Bereich des Bauches. Bei beiden Geschlechtern stimmen Bau und Funktion der Nieren überein.