5: Die häufigsten Nierenerkrankungen

Man unterscheidet bei Nierenerkrankungen zwischen zwei Gruppen von zuständigen Ärzten:
  • Vom Nephrologen behandelte Krankheiten: Hierzu zählen Nierenerkrankungen wie, Nierenversagen, Infekte der Harnwege und das Nephrotische Syndrom. Diese Krankheitsbilder werden mithilfe von Medikamenten durch den Nephrologen behandelt. Bei Patienten mit fortgeschrittenen Nierenversagen muss letztendlich auf Behandlungsoptionen wie Dialyse oder Nierentransplantation zurückgegriffen werden.
  • Vom Urologen behandelte Krankheiten: Erkrankungen der Nieren oder ableitenden Harnwege, bei denen eine Operation nötig wird (z.B. Harnsteine, Probleme mit der Prostata, Tumore im Harnsystem), werden vom Urologen behandelt. Die Therapiemöglichkeiten umfassen Operationen, Endoskopie und Lithotripsie.
  • Was unterscheidet den Nephrologen vom Urologen?
    Nephrologen sind nicht-chirurgische Fachärzte, die sich mit Erkrankungen der Niere und der konservativen (nicht-operativen) Therapie befassen. Dem gegenüber zählen die Urologen zu den Chirurgen, die sich auf die operative Behandlung von Schäden der Nieren und der ableitenden Harnwege spezialisiert haben.
Akutes Nierenversagen stellt einen schnellen Verlust der Nierenfunktion dar.In der Regel können die Nieren ihre Funktion jedoch mithilfe von Medikamenten wieder verbessern.

Hauptnierenerkrankungen
Vom Nephrologen behandelt Vom Urologen behandelt
Akutes Nierenversagen Harnsteine
Chronische Niereninsuffizienz Erkrankungen der Prostata
Harnwegsinfektion Angeborene Anomalien der Harnwege
Nephrotisches Syndrom Krebs

Nierenversagen

Bei dieser Erkrankung nimmt die Filterfähigkeit der Nieren und somit die Abgabe von ausscheidungspflichtigen Stoffen ab. Erste Anzeichen, die Hinweise auf eine Niereninsuffizienz geben, sind die in einer Blutuntersuchung ermittelten Kreatinin- und Harnstoffwerte. Bei einem Nierenversagen unterscheidet man zwischen einem akuten Nierenversagen und einer chronischen Niereninsuffizienz.

Akutes Nierenversagen

Akutes Nierenversagen beschreibt die plötzliche Reduktion oder sogar den kompletten Verlust der Nierenfunktionen. Bei den meisten betroffenen Patienten verringert sich das Urinvolumen. Die häufigsten Ursachen einer solchen akuten Niereninsuffizienz stellen Durchfall, Erbrechen, Malaria tropica, Hypotonie, Sepsis, bestimmte Medikamente (ACE Hemmer, nichtsteroidale Antirheumatika) usw. dar. In den meisten Fällen kann die normale Nierenfunktion mithilfe von Medikamenten bzw. gegebenenfalls auch mittels der Dialyse wieder erlangt werden.

Der langsame, progrediente und irreversible Verlust der Nierenfunktionen über einen langen Zeitraum ist charakteristisch für die chronische Niereninsuffizienz.

Chronische Nierenerkrankung

Charakteristisch für ein chronisches Nierenversagen ist der stetig fortschreitende und irreversible Verlust der Nierenfunktion über viele Monate und Jahre hinweg. Hierbei nimmt die Funktion der Nieren nur langsam, aber dennoch kontinuierlich ab, bis letztendlich ein Stadium erreicht ist, in welchem sie beinahe vollständig aufgehört haben zu arbeiten. Diese fortgeschrittene Phase, die lebensbedrohlich ist, wird als Terminalstadium der chronischen Niereninsuffizienz bezeichnet.

Die chronische Niereninsuffizienz ist eine schleichende Erkrankung, die oft unbemerkt bleibt, da in den frühen Stadien nur wenige Symptome auftreten. Häufig liefern jedoch Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwellungen oder Bluthochdruck die ersten Hinweise auf eine chronische Nierenerkrankung. Diabetes und Bluthochdruck zählen zu den zwei wichtigsten Ursachen.

Wichtige diagnostische Hinweise auf eine chronische Nierenerkrankung liefern Urinuntersuchungen, bei denen Protein im Urin nachgewiesen werden konnte, ein auffallend hoher Kreatininwert im Blutbild sowie durch den Ultraschall festgestellte „Schrumpfnieren”. Der Kreatininwert spiegelt hierbei den Schweregrad der Nierenerkrankung wider und steigt progredient im Verlauf der Erkrankung an.

In den frühen Stadien der chronischen Niereninsuffizienz braucht der Patient einerseits die richtigen Medikamente, anderseits ist auch eine Ernährungsumstellung nötig. Dennoch muss man sich bewusst machen, dass diese Krankheit oftmals nicht heilbar ist. Die Therapie zielt darauf ab, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen, Komplikationen vorzubeugen, und dabei dem Patienten noch für eine möglichst lange Zeit ein Gefühl des Wohlbefindens zu ermöglichen.

Die Dialyse ist eine künstliche Methode zur Entfernung von Abfallprodukten und überschüssigen Flüssigkeit aus dem Blut. Das Verfahren wird notwendig, wenn die Funktionsfähigkeit der Nieren sehr stark eingeschränkt ist.

Schreitet die Erkrankung zu einem fortgeschrittenen Stadium voran (Terminalstadium), haben die Nieren bereits mehr als 90% ihrer Funktion eingebüßt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Kreatininwert meistens um etwa 8-10 mg/dl erhöht. Die einzigen jetzt noch verbliebenen Behandlungsoptionen im Terminalstadium stellen die Nierenersatztherapie durch Dialyse (Hämodialyse und Peritonealdialyse) oder durch Nierentransplantation dar.

Die Dialyse ist ein Blutreinigungsverfahren, bei dem ausscheidungspflichtige Substanzen und überschüssige Flüssigkeiten aus dem Blut gefiltert werden, die sich sonst aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion im Körper ansammeln würden. Man darf hierbei jedoch nicht vergessen, dass die Dialyse kein Heilmittel für die chronische Niereninsuffizienz darstellt. Im fortgeschrittenen Stadium benötigt der Patient eine lebenslängliche, in regelmäßigen Abständen durchgeführte Dialysebehandlung. Nur eine erfolgreiche Nierentransplantation kann die Dialyse ersetzen. Zwei Formen der Dialyse sind die Hämodialyse und die Peritonealdialyse.

Die Hämodialyse (HD) ist das gebräuchlichste Verfahren. Mithilfe einer speziellen Maschine werden Abfallprodukte, überschüssige Flüssigkeiten und Salze aus dem Blut gefiltert. Dem gegenüber steht das Verfahren der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse, die auch zu Hause oder am Arbeitsplatz ohne eine Maschine durchgeführt werden kann. Eine Nierentransplantation gilt als die beste Behandlungsoption für Nierenpatienten im Terminalstadium, da diese die effektivste Nierenersatztherapie ist.

Harnwegsinfekt

Zu den häufigen Symptomen eines Harnwegsinfektes zählen häufiges Wasserlassen, was oft von einem brennenden Gefühl begleitet wird, Schmerzen im Unterbauch sowie Fieber. In einer Urinuntersuchung deutet der Nachweis von weissen Blutzellen auf einen solchen Infekt hin.

Verzögerungen bei der Behandlung und eine unzureichende Therapie bei einem Harnwegsinfekt können bei Kindern zu irreversiblen Schäden an den Nieren führen.

Den meisten Patienten mit einem Harnwegsinfekt kann mit einer Antibiotikatherapie geholfen werden. Bei Kindern muss dieser Erkrankung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da eine verzögerte oder fehlende Behandlung zu irreversiblen Schäden an den sich noch im Wachstum befindenden Nieren führen kann.

Bei Patienten, die an immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten leiden, ist es wichtig, mittels einer sorgfältigen Untersuchung einen Harnwegsverschluss, Harnsteine oder anatomische Anomalien im Harnsystem bzw. eine Urogenitaltuberkulose auszuschließen. Bei Kindern gilt der Vesikorenale Reflux (VRR) als die häufigste Ursache von einem immer wiederkehrenden Harnwegsinfekt. Dabei handelt es sich um eine angeborene anatomische Anomalie, die den Rückfluss des Urins aus der Blase in einen oder beide Harnleiter zurück zu den Nieren verursacht.

Das Nephrotische Syndrom

Das Nephrotische Syndrom ist eine Nierenerkrankung, die besonders häufig bei Kindern auftritt. Das Leitsymptom ist das gehäufte Auftreten von sogenannten Ödemen (Schwellungen infolge von Flüssigkeitseinlagerungen). Weitere Typische Merkmale dieser Erkrankung sind: im Urin nachgewiesene Proteine (mehr als 3,5 Gramm pro Tag), niedrige Albuminwerte (Hypoalbuminämie) und hohe Cholesterinwerte im Blut, normaler Blutdruck und eine (noch) unauffällige Entgiftungsfunktion der Nieren.

Diese Krankheit lässt sich gut mit Medikamenten behandeln. Nach Absetzen der Therapie bleiben die Betroffenen erst einmal symptomfrei, doch in den meisten Fällen flammt die Erkrankung immer wieder auf. Der zyklische Verlauf- das Ansprechen auf die Behandlung, die behandlungsfreie Zeit mit nachlassen der Symptome und dann die doch wiederkehrenden Ödeme - ist charakteristisch für das Nephrotische Syndrom.

Ein Patient kann über viele Jahre hinweg Nierensteine haben, ohne Beschwerden zu verspüren.

Der endlos erscheinende Kreislauf von erfolgreicher Therapie und Rückfall über viele Jahre hinweg bringt eine sorgenreiche Zeit für das Kind und die Familie mit sich. Dennoch darf man nicht vergessen, dass die langfristigen Aussichten für die meisten Kinder, die an dem Nephrotischen Syndrom leiden, sehr gut sind. Sie können ein gesundes Leben mit einer normalen Nierenfunktion führen.

Harnsteine

Harnsteine zählen zu den häufig auftretenden Nierenproblematiken. Besonders oft sind die Steine in Niere, Harnleiter und Blase zu finden. Infolgedessen verspüren die Betroffenen meistens schwere, unerträglich erscheinende Schmerzen und Übelkeit, müssen sich übergeben oder haben blutigen Urin. Dennoch gibt es aber auch Patienten, die Nierensteine über viele Jahre hinweg haben, aber keine Symptome aufweisen. Bei dieser Erkrankung findet vor allem die Ultraschalluntersuchung und das Röntgen für die Diagnosesicherung Verwendung.

In den meisten Fällen können kleine Harnsteine den Körper auf natürlichen Weg verlassen. Dafür muss der Patient viel trinken, sodass diese dann beim Wasser lassen mitausgeschieden werden. Wenn die Nierensteine jedoch immer wiederkehrende starke Schmerzen und Infektionen, eine Verlegung der Harnwege oder sogar eine Schädigung der Nieren verursachen, wird eine Entfernung nötig. Je nach Größe, Lage und Art der Harnsteine gibt es verschiedene Methoden, wie z.B. Lithotripsie, Endoskopie (die perkutane Nephrolithotomie (PCNL), Zystoskopie und Ureteroskopie) oder eine Operation.

Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH) ist die häufigste Ursache für Probleme im Harnsystem bei älteren Männern.

Da die Wahrscheinlichkeit für wiederkehrende Problematiken, die durch Harnsteine verursacht werden, bei 50-80% liegt, ist es sehr wichtig, dass in regelmäßigen Abständen ärztliche Untersuchungen erfolgen. Des Weiteren wird der Patient zu einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme und das Einhalten von Diätempfehlungen angehalten.

Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Die nur bei Männern vorhandene Vorsteherdrüse, auch als Prostata bekannt, liegt direkt unter der Blase und umkleidet den Anfangsteil der Harnröhre. Im Alter von 50 Jahren, beginnt sich die Prostata zu vergrößern. Dies kann bei älteren Männern zu Problemen beim Wasserlassen führen, da durch die Vergrößerung die Harnröhre eingeengt wird.

Zu den Hauptsymptomen einer gutartigen Prostatahyperplasie zählen der nächtliche Harndrang, und das Nachträufeln am Ende des Wasserlassens. Für die Diagnosesicherung wird in der Regel der Ultraschall sowie die digitale rektale Untersuchung, bei der die Vergrößerung der Prostata mit dem Finger über das Rektum ertastet wird, angewendet.

Der großen Mehrheit der Patienten, die nur leichte bis moderate Symptome der BPH aufweisen, kann lange Zeit mit einer medikamentösen Behandlung geholfen werden. Bei Betroffenen, die unter schweren Beschwerden leiden und die Prostata sich sehr stark vergrößert hat, muss die Vorsteherdrüse chirurgisch entfernt werden.