7: Prävention von Nierenkrankheiten

Präventionsmaßnahmen bei gesunden Personen

Nierenerkrankungen können verheerend enden. So können sie den progressiven Verlust der Nierenfunktion verursachen, welcher letztendlich zum Nierenversagen führt. Schlussendlich bleibt für diese Patienten dann nur noch die Möglichkeit der Nierenersatztherapie durch Dialysebehandlung oder eine Nierentransplantation. Aufgrund der hohen Kosten und der unzureichenden Verfügbarkeit der eben genannten Behandlungsoptionen, erreicht in Entwicklungsländern nur 5-10% der von Nierenversagen Betroffenen eine entsprechende Therapie. Chronisches Nierenversagen ist eine häufig auftretende Erkrankung, für die es keine Heilung gibt. Somit stellt die Prävention die einzige Option dar. Früherkennung und eine sofortige Behandlung ermöglichen es, die Verschlechterung der chronischen Nierenerkrankung aufzuhalten und somit auch die Dialysebehandlung bzw. eine Transplantation hinauszuzögern.

Wie kann man Nierenerkrankungen verbeugen?

Man sollte sich der Dringlichkeit gesunder Nieren bewusst werden. Im Folgenden werden wichtige Aspekte zur Prävention und Pflege bei Nierenerkrankungen vorgestellt.

  1. Präventionsmaßnahmen bei gesunden Personen
  2. Präventionsmaßnahmen bei Nieren-Patienten

Präventionsmaßnahmen bei gesunden Personen

Sieben effektive Möglichkeiten, die die Gesundheit der Nieren fördern:

1. Seien Sie fit und aktiv
Regelmäßige Bewegung und tägliche körperliche Aktivität tragen dazu bei, dass der Blutdruck und Blutzucker im Normbereich bleiben, was wiederum das Risiko, an Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken, senkt. Infolgedessen ist auch die Gefahr, jemals von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen zu sein, verringert.

2. Ernähren Sie sich gesund
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse ist wichtig. Essen Sie weniger Fertiggerichte und Fleisch. Reduzieren Sie den Anteil von Zucker und Fett in ihrer Ernährung. Wenn Sie über 40 Jahre alt sind, hilft eine verringerte Aufnahme von Salz, Bluthochdruck und Nierensteinen vorzubeugen.

3. Kontrollieren Sie ihr Gewicht
Halten Sie ihr Gewicht aufrecht im Einklang mit gesunder Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität. Dies hilft Diabetes, Herzkrankheiten und anderen mit chronischen Nierenerkrankungen assoziierten Problematiken vorzubeugen.

4. Hören Sie auf, zu rauchen
Rauchen begünstigt die Entwicklung von Arteriosklerose. Die entstehenden Ablagerungen in den Gefäßen verringern den Blutzufluss zu den Nieren, was wiederum ihre Funktionsfähigkeit einschränkt.

5. Vermeiden Sie die ständige Einnahme von Schmerzmitteln
Vermeiden sie den übermäßigen Gebrauch von rezeptfreien Schmerzmitteln. Allgemein weit verbreitete Medikamente wie nichtsteroidale Antiphlogistika (z.B. Ibuprofen) verursachen bei regelmäßiger Einnahme Nierenschäden und Nierenversagen. Fragen Sie Ihren Arzt nach geeigneteren Möglichkeiten ihre Schmerzen unter Kontrolle zu bringen, ohne dabei Ihre Nieren zu gefährden.

6. Trinken Sie viel Wasser
Man sollte täglich ausreichend Wasser (ca. 1,5-3 Liter am Tag, je nach Witterung) zu sich nehmen. Das hilft den Urin zu verdünnen, Abfallstoffe auszuscheiden und beugt Nierensteinen vor.

7. Eine jährliche Nierenuntersuchung
Nierenerkrankungen kommen schleichend und verursachen zu Beginn keine Beschwerden. Symptome fallen erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Die effektivste, aber leider nur selten genutzte Möglichkeit zur Früherkennung und Prävention von Nierenerkrankungen, ist eine regelmäßige Nierenuntersuchung. Ein jährlicher Check-up ist für Risikopatienten, also Personen, die an Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht leiden bzw. bei denen bereits Nierenerkrankungen in der Familie bekannt sind, ein Muss. Auch wenn Sie über 40 Jahre alt sind und Ihnen Ihre Nieren wichtig sind, sollten sich auf eine jährliche Vorsorgeuntersuchung nicht verzichten. Einfache Methoden zur Früherkennung umfassen eine jährliche Blutdruckmessung, eine Urinuntersuchung und die Ermittlung des Kreatininwertes im Blut.

Präventionsmaßnahmen bei Nieren-Patienten

1. Ein Bewusstsein für Nierenerkrankungen entwickeln und die frühzeitige Diagnose
Behalten Sie Ihren Körper im Blick und achten Sie auf eventuelle Symptome, die auf Erkrankungen der den Nieren hinweisen könnten. Zu den typischen Anzeichen gehören Schwellungen an den Füßen und im Gesicht, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Blässe, Schwäche, häufiges Wasserlassen und der Nachweis von Blut oder Protein im Urin. Treten solche Beschwerden auf, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, der dann eine Untersuchung der Nieren durchführen kann.

2. Vorsorgemaßnahmen bei Diabetikern
Diabetes gilt weltweit als Hauptursache für chronische Nierenerkrankungen und Nierenversagen. Folglich sind Vorsorgemaßnahmen zur Vermeidung von Nierenerkrankungen für jeden Diabetiker nötig. Bei mehr als 45% der neu diagnostizierten, sich im Endstadium einer Nierenerkrankung befindenden Patienten gilt Diabetes als Auslöser für die Erkrankung der Nieren. Um die Früherkennung bei Diabetespatienten zu gewährleisten, sollten alle drei Monate der Blutdruck kontrolliert und eine Urinprobe mittels Teststreifen analysiert werden. Die beste Untersuchung, die die Früherkennung einer Diabetischen Nephropathie ermöglicht, ist der Urintest auf Mikroalbuminurie, welcher einmal jährlich durchgeführt werden sollte. Auch die Ermittlung des Kreatininwertes zur Beurteilung der Nierenfunktion sollte mindestens einmal im Jahr erfolgen.

Außerdem sind Bluthochdruck, Schwellungen, diabetische Retinopathie, nachgewiesene Eiweiße im Urin, sinkender Blutzucker und somit die Reduzierung von benötigten Insulin wichtige Anzeichen für in Mitleidenschaft gezogene Nieren aufgrund des Diabetes. Seien Sie sich diesen Signalen bewusst und suchen Sie Ihren Doktor bei Auffälligkeiten auf.

Zur Vermeidung einer diabetischen Nephropathie sollten Diabetiker ihren Blutzucker sehr genau kontrollieren, ihren Blutdruck unter 130/80mmHg halten, und die Menge von Fetten und Eiweißen, die über die Nahrung aufgenommen werden, reduzieren.

3. Vorsorgemaßnahmen bei Bluthochdruckpatienten
Bluthochdruck gilt als zweithäufigster Verursacher chronischer Nierenerkrankungen. Da die Hypertonie den Betroffen keine Beschwerden macht, setzen viele Bluthochdruckpatienten Ihre Medikamente häufig ab oder nehmen sie unregelmäßig. Einige Patienten vertreten auch die Meinung, sich nach Absetzen der Medikamente besser zu fühlen. Diese Überzeugung ist jedoch sehr gefährlich und kann weitreichende Konsequenzen tragen. So kann über lange Zeit unkontrollierter Bluthochdruck zu ernsthaften Problemen, wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder chronische Nierenerkrankungen, führen. Um Nierenerkrankungen zu vermeiden, sollten Bluthochdruckpatienten auf eine regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente achten, regelmäßig Ihren Blutdruck kontrollieren und sich gesund ernähren, wobei sie auf eine Salz arme Nahrung achten sollten. Ziel der Therapie ist es, den Blutdruck langfristig unter 130/80mmHg zu stabilisieren. Um eine Früherkennung von Nierenerkrankungen garantieren zu können, ist eine jährliche Untersuchung des Kreatininwertes und des Urins nötig.

4. Vorsorgemaßnahmen bei chronischen Nierenerkrankungen
Die chronische Nierenerkrankung ist nicht heilbar. Dennoch kann das Fortschreiten der Erkrankung und somit die Dialysepflicht bzw. die Nierentransplantation lange hinausgezögert werden, wenn eine frühzeitige Diagnose gestellt werden kann, eine ordnungsgemäße Behandlung erfolgt und die Betroffenen sich an die Ernährungsempfehlungen halten. Die sorgfältige Kontrolle des Blutdrucks gilt als effektivste Therapiemöglichkeit, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Es wird dringend empfohlen, dass der Blutdruck keine Werte über 130/80 mmHh erreichen sollte. Der einfachste Weg, Bluthochdruck im Auge zu behalten, sind regelmäßige Messungen, die zu Hause durchgeführt werden können, und dann in einer Tabelle festgehalten werden. Dies ermöglicht dem Arzt die Medikamente auf Ihre Bedürfnisse genau abzustimmen. Weiter sollten bei Patienten mit chronischen Nierenversagen auch andere Faktoren wie Hypotonie, Dehydratation, Harnwegverschluss, Sepsis, die ständige Einnahme von nephrotoxischen Arzneimitteln usw. ausgeschlossen werden. Das beheben dieser Probleme, kann bereits eine Verbesserung der Nierenfunktion bewirken.

5. Früherkennung und Behandlung von Zystennieren
Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) ist die am häufigsten auftretende und schwerwiegendste vererbbare Erkrankung der Nieren, die etwa 6-8% der Dialysepatienten ausmacht. Jeder, bei dem Zystennieren bereits in der Familie aufgetreten sind, hat ein erhöhtes Risiko daran zu erkranken, sodass in diesem Fall eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung empfohlen wird. Die polyzystische Nierenerkrankung ist nicht heilbar. Dennoch können die Kontrolle von Bluthochdruck, die Behandlung von Harnwegsinfekten, diätetische Einschränkungen und bestimmte Medikamente dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und Komplikationen vorzubeugen.

6. Früherkennung und Behandlung von Harnwegsinfektionen bei Kindern
Bekommt ein Kind aus unerklärlichen Gründen Fieber, muss häufig Wasserlassen und verspürt dabei ein schmerzhaftes Brennen, leidet an Appetitlosigkeit und nimmt nur schwer an Gewicht zu, sollte ein Harnwegsinfekt nicht sofort ausgeschlossen werden. Jeder Harnwegsinfekt, insbesondere von Fieber begleitete, bringen ein Risiko für Schäden an den Nieren mit sich. Das Risiko nimmt zu, wenn der Infekt nicht diagnostiziert, zu spät oder nicht ausreichend behandelt wird. Mögliche bleibende Schäden könnten u.a. Nierennarben, schlechtes Wachstum der Nieren, Bluthochdruck und Nierenversagen sein. Aus diesem Grund müssen Harnwegsinfekte bei Kindern nicht nur rechtzeitig festgestellt und behandelt werden, sondern auch die zu Grunde liegenden prädisponierenden Anomalien oder Risikofaktoren müssen gründlich analysiert werden. Beispielsweise gilt der Vesikorenale Reflux als häufigste angeborene Ursache bei 50% der von Harnwegsinfekten betroffenen Kinder. Bei allen Kindern mit einem Harnwegsinfekt ist eine Nachsorgeuntersuchung obligatorisch.

7. Wiederkehrende Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen
Bei alle Patienten, die von wiederkehrenden Harnwegsinfekten betroffen sind oder nur unzureichend auf die Therapie ansprechen, müssen die genetisch bedingten Faktoren identifiziert werden. Bestimmte zugrunde liegende Ursachen, wie z.B. die Verlegung der Harnwege oder Nierensteine, bringen ein erhöhtes Risiko für Schäden an den Nieren mit sich, wenn sie unbehandelt bleiben. Demzufolge ist auch hier eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Ursachen für einen Harnwegsinfekt sehr wichtig.

8. Die Behandlung von Nierensteinleiden und gutartiger (benigner) Prostatahyperplasie (BPH)
Eine Vielzahl der Patienten, die Nierensteine haben, ist lange Zeit asymptomatisch, wodurch die Krankheit nicht bemerkt wird und somit auch keine rechtzeitige Behandlung erfolgen kann. Auch viele ältere Männer, die von Benigner Prostatahyperplasie betroffen sind, leugnen ihre Probleme für sehr lange Zeit. Aber auch diese beiden Krankheitsbilder verursachen, wenn sie unerkannt bleiben, Schäden an den Nieren. Gründliche Nachsorgeuntersuchungen und eine frühzeitige Behandlung können die Nieren schützen.

9. Bluthochdruck in der Jugend
Bluthochdruck in jungen Jahren ist sehr ungewöhnlich und verlangt immer eine intensive Suche nach den zugrunde liegenden Ursachen. Der wahrscheinlichste Grund für Bluthochdruck in der Jugend ist eine Erkrankung der Nieren. In jedem Fall ist eine genaue Untersuchung in Hinblick auf eine frühzeitige Diagnose und daraus folgende Behandlung verbindlich.

10. Frühzeitige Behandlung des akuten Nierenversagens
Zu den wichtigsten Ursachen des akuten Nierenversagens (plötzlich auftretende Verminderung der Nierenfunktion) zählen Durchfall, Erbrechen, Malaria tropica, Hypotonie, Sepsis, die Einnahme bestimmter Medikamente (ACE-Hemmer, nichtsteroidale Antirheumatika) usw. Eine frühzeitige und geeignete Behandlung dieser Ursachen kann Betroffene vor dem Nierenversagen bewahren.

11. Nehmen Sie Medikamenten mit Vorsicht ein
Seien Sie aufmerksam. Viele der sogenannten „over-the-counter” Medikamente, die also rezeptfrei erworben werden können, erhöhen bei anhaltender Einnahme das Risiko für Nierenerkrankungen, insbesondere bei älteren Menschen. Solche Arzneimittel werden viel in den Medien umworben, während die oft auftretenden schädlichen Konsequenzen dieser Mittel weitgehend verschwiegen werden. Vermeiden Sie die Einnahme von freiverkäuflichen Analgetika (Schmerzmittel) gegen Kopf- und Gliederschmerzen. Die Medikamenteneinnahme unter der Anordnung und Kontrolle eines Arztes ist viel sicherer als eine selbstständig angesetzte, medikamentöse Behandlung bzw. die unnötige Einnahme von Arzneimitteln. Weiter ist die Annahme, dass Naturheilverfahren (Ayurvedische Medizin, chinesische Kräuter etc.) und Nahrungsergänzungsmittel immer unbedenklich angewendet werden können, falsch. Beispielsweise können Schwermetalle, die z.B. in der Ayurvedischen Medizin eingesetzt werden, Nierenschäden verursachen.

12. Vorsorgemaßnahmen für Menschen, die nur eine Niere haben
Auch Menschen, die nur über eine Niere verfügen, können ein normales Leben führen. Dennoch müssen bestimmte Vorsorgemaßnahmen beachtet werden, weil sie über keine zweite „Ersatzniere” verfügen. Demzufolge sollten Betroffene ihren Blutdruck kontrollieren, viel trinken und sich gesund ernähren, wobei besonders auf salzige und eiweißreiche Lebensmittel verzichtet werden sollte. Die wichtigste Maßnahme ist jedoch die regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchung. Mindestens einmal im Jahr sollte ein Arzt aufgesucht werden, sodass die Kontrolle des Blutdrucks, Untersuchung von Urin und Blut und wenn nötig eine Ultraschalluntersuchung erfolgt.