18: Harnwegsinfektion

Harnwegsinfektion

Das Harnsystem setzt sich aus den Nieren, den Harnleitern, der Harnblase und der Harnröhre zusammen. Bei einem Harnwegsinfekt, kurz HWI, handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die alle Teile des Harnsystems betreffen kann. Der Harnwegsinfekt ist die zweithäufigste Infektionsform, die im menschlichen Körper auftritt.

Welche Symptome hat ein Harnwegsinfekt?

Die Symptome einer Harnwegsinfektion variieren mit dem Schweregrad und dem Ort des Infektes sowie dem Alter des Patienten.

Die häufigsten Symptome eines Harnwegsinfektes sind:

  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
  • ein anhaltender Harndrang und es muss häufiger Wasser gelassen werden
  • Fieber und Unwohlsein
  • übelriechender oder trüber Urin

Symptome aufgrund einer Infektion in der Blase (Zystitis):

  • Schmerzen im Unterbauch
  • häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen, wobei die Urinmenge deutlich reduziert ist
  • in der Regel leichtes Fieber
  • keine Schmerzen in den Flanken
  • blutiger Urin
Die typischen Anzeichen einer Harnwegsinfektion sind der ständige Harndrang und Brennen beim Wasserlassen.

Ursachen

Symptome aufgrund einer Infektion der oberen Harnwege (Pyelonephritis oder auch Nierenbeckenentzündung)

  • Schmerzen im oberen Rückenbereich und in den Flanken
  • hohes Fieber mit Schüttelfrost
  • Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, Müdigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl
  • psychische Veränderungen oder Verwirrungszustände bei älteren Menschen

Hierbei handelt es sich um die schwerste Form einer Harnwegsinfektion. Eine unzureichende oder verzögerte Behandlung kann lebensbedrohlich werden.

Welche Ursachen kann ein immer wiederkehrender Harnwegsinfekt haben?

Häufige Ursachen, die einen immer wiederkehrenden Harnwegsinfekt hervorrufen können, sind:

  1. Harnwegsobstruktion/Harnwegsverschluss: Es gibt viele Ursachen, die einen Harnwegsverschluss hervorrufen können, was letztendlich zu immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten führen kann.
  2. Das weibliche Geschlecht: Da Frauen eine viel kürzere Harnröhre besitzen als Männer, sind sie anfälliger für Harnwegsinfektionen.
  3. Geschlechtsverkehr: Insbesondere bei Frauen können sexuelle Aktivitäten zu einem vermehrten Auftreten von Harnwegsinfektionen führen.
  4. Harnsteine: Nieren-, Harnleiter- oder Blasensteine können den Urinfluss blockieren und somit das Risiko für einen Harnwegsinfekt erhöhen.
Die Verlegung der Harnwege ist eine häufige Ursache von rezidivierenden Harnwegsinfektionen.

  1. Blasenkatheterisierung: Menschen mit einem Dauerkatheter haben ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen.
  2. Angeborene Anomalien der Harnwege: Kinder mit angeborenen anatomischen Anomalien der Harnwege sind besonders häufig vom sogenannten Vesikorenalen Reflux (Ein Zustand, bei dem der Urin aus der Blase zurück in die Harnleiter fließt) oder Harnröhrenklappen betroffen, was ebenfalls zu einem erhöhten Risiko für Harnwegsinfektionen führt.
  3. Benigne Prostatahyperplasie: Männer über 60Jahre sind aufgrund einer möglichen Prostatavergrößerung (Benigne Prostatahyperplasie) besonders häufig von Harnwegsinfektionen betroffen.
  4. Geschwächtes Immunsystem: Patienten, die von Diabetes, HIV oder Krebserkrankungen betroffen sind, haben ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen.
  5. Andere Ursache: eine Verengung der Harnröhre oder Harnleiter, Urogenitaltuberkulose, Blasenfunktionsstörung wie die sogenannte neurogene Blase oder Harnblasendivertikel.

Kann ein immer wiederkehrender Harnwegsinfekt die Nieren schädigen?

Bei Erwachsenen verursachen ständige Harnwegsinfektionen in der Regel keine Schäden an den Nieren.

Ein solcher Infekt führt bei Erwachsenen lediglich zu Nierenschäden, wenn dieser durch Harnsteine, eine Verengung oder Verlegung der Harnwege hervorgerufen wird, sodass der Urinfluss behindern ist, bzw. der Patient von einer Urogenitaltuberkulose betroffen ist und in allen eben genannten Fällen keine Behandlung erfolgt.

Bei Kindern und Jugendlichen kann eine verspätete oder unzureichende Behandlung einer Harnwegsinfektion zu irreversiblen Schäden an den sich noch im Wachstum befindenden Nieren führen. Solche Schädigungen können im späteren Leben der Kinder zu einer reduzierten Leistungsfähigkeit der Nieren und Bluthochdruck führen. Aus diesem Grund sind Harnwegsinfekte bei Kindern viel ernstzunehmender als bei Erwachsenen.

Wenn keine Blockade den Urinfluss im Rahmen einer Harnwegsinfektion behindert, verursacht dieser Infekt bei Erwachsenen in der Regel auch keine Schäden an den Nieren.

Diagnose

Die Diagnose eines Harnwegsinfektes

Man führt verschiedene Untersuchungen durch, um die Diagnose stellen sowie den Schweregrad der Infektion beurteilen zu können. Bei Personen mit einem komplizierten oder immer wiederkehrenden Harnwegsinfekt werden außerdem verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um Risikofaktoren bzw. prädisponierte Faktoren feststellen und somit die Diagnose begründen zu können.

Grundlegende Untersuchungen bei einem Harnwegsinfekt:

1. Urinuntersuchung:

Die wichtigste Untersuchungsmethode im Rahmen einer Harnwegsinfekten ist das erheben eines Urinstatus im Labor. Bei der Analyse der Urinprobe, wird bevorzugt Morgenurin verwendet. Wenn bei einer mikroskopischen Untersuchung ein deutlicher Anstieg von weißen Blutkörperchen festgestellt wird, deutet dies auf einen Harnwegsinfekt hin. Allgemein gilt, dass die vorhandenen Leukozyten (weiße Blutkörperchen) auf eine Entzündung im Harnapparat hinweisen, aber auch das Fehlen dieser einen Harnwegsinfekt nicht zwangsläufig ausschließt.

Auch die Urinuntersuchung mit Teststreifen, mit denen Nitrit und Leukozyten im Urin nachgewiesen werden können, sind nützliche Untersuchungsmethoden hinsichtlich einer Harnwegsinfektion, die in der Arztpraxis oder zu Hause durchgeführt werden können. Ist der Urintest positiv, besteht der Verdacht auf eine Harnwegsinfektion, sodass diese Patienten genauer untersucht werden müssen. Die Stärke der Farbe ist äquivalent zu der Erregermenge im Urin. In Indien sind Urinteststreifen für einen Harnwegsinfekt nicht sehr weit verbreitet.

Das Anlegen einer Urinkultur ist ein sehr wertvolles Untersuchungsverfahren, dessen Ergebnisse sehr wichtig für die Diagnose und Behandlung von Harnwegsinfektionen sind.

2. Urinkultur:

das Standardverfahren für die Diagnosestellung eines Harnwegsinfektes ist das Anlegen einer Urinkultur, wobei dies vor der Antibiotikabehandlung erfolgen muss. Das Anlegen einer Urinkultur wird bei komplizierten Harnwegsinfekten empfohlen und in einigen Fällen auch zur Absicherung des Diagnoseverdachts genutzt.

Dieser Test dauert ungefähr 48-72 Stunden. Es wirkt sich nachteilig aus, wenn es zu einem erheblichen Zeitunterschied zwischen der Probenabgabe und der Verfügbarkeit des Berichtes kommt.

Auf natürlicher Grundlage wird der Erreger in der Urinkultur gezüchtet, sodass das Bestehen einer Harnwegsinfektion, deren Schweregrad sowie der Erreger selbst sicher bestimmt werden kann. Aufgrund der genauen Klassifikation des Erregers kann dann auch das passende Antibiotikum für die Therapie ausgewählt werden.

Um zu verhindern, dass die Urinproben unbrauchbar werden, hält man die Patienten vor dem Wasserlassen für die Probe dazu an, den Genitalbereich zu reinigen und Mittelstrahlurin in den sterilen Urinbecher abzugeben. Andere Methoden, die für eine Probenentnahme einer Urinkultur angewendet werden, sind eine suprapubische Blasenpunktion, Einmalkatheterisierung und die Punktion von Dauerkathetern.

3. Blutuntersuchungen:

Die wichtigsten Parameter, die bei einer Blutuntersuchung hinsichtlich eines Harnwegsinfektes berücksichtigt werden müssen, sind der Hämoglobin-, Harnstoff- und Serum-Kreatininwert, die Anzahl der weißen Blutkörperchen, der Blutzucker und die Menge des C-reaktiven Proteins.

Für die erfolgreiche Behandlung eines Harnwegsinfektes ist es wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen zu diagnostizieren.

Untersuchungen zur Diagnose angeborener Ursachen bzw. Risikofaktoren

Wenn trotz einer Behandlung keine Verbesserung des Infektes zu beobachten ist oder das Krankheitsbild wiederholt auftritt, sind weitere Untersuchungen nötig, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Dazu zählt:

  1. Ultraschall und Röntgen des Bauches
  2. CT oder MRT des Bauches
  3. Miktionszystourethrogramm, kurz MZU bzw. MCU
  4. Intravenöse Urographie
  5. Die mikroskopische Untersuchung des Urins hinsichtlich einer Tuberkulose
  6. Zystoskopie (Blasenspiegelung; Ein Verfahren, bei dem der Urologe mit einem speziellen Instrument, dem Zystoskop, in die Blase schauen kann.)
  7. Gynäkologische Untersuchung
  8. Urodynamische Untersuchung
  9. Blutkultur
Es ist sehr wichtig, viel Wasser zu trinken, um Harnwegsinfekten vorzubeugen bzw. die Behandlungsmaßnahmen zu unterstützen.

Prävention

Prävention von Harnwegsinfektionen

  1. Trinken Sie ausreichend (3-4 Liter pro Tag). Die aufgenommene Flüssigkeit verdünnt den Urin und trägt dazu bei, Bakterien aus der Blase und den Harnwegen zu spülen.
  2. Lassen Sie alle 2-3 Stunden Wasser. Verschieben Sie es nicht, eine Toilette aufzusuchen. Wird der Urin lange Zeit in der Blase gehalten, begünstigt dies das Bakterienwachstum.
  3. Essen Sie viele Lebensmittel, die Vitamin C und Ascorbinsäure enthalten oder trinken Sie Moosbeerensaft (Cranberrysaft). Dies macht den Urin sauer und reduziert ebenfalls das Bakterienwachstum.
  4. Vermeiden Sie Verstopfungen bzw. behandeln Sie diese umgehend.
  5. Frauen und Mädchen sollten immer von vorne nach hinten wischen, nachdem sie Wasser gelassen haben. Dies verhindert, dass Bakterien aus der Analregion in die Vagina oder die Harnröhre gelangen.
  6. Vor und nach dem Geschlechtsverkehr sollte der Anal-sowie Genitalbereich gesäubert und Wassergelassen werden. Des Weiteren empfiehlt es sich, nach dem Geschlechtsverkehr ein Glas Wasser zu trinken.
  7. Frauen sollten vorzugsweise Unterwäsche aus Baumwolle tragen, welche eine Luftzirkulation erlaubt. Sehr enge Hosen oder Unterwäsche aus Nylonmaterialen sollten daher weitestgehend vermieden werden.
  8. Immer wiederkehrende Harnwegsinfekte bei Frauen, die infolge sexueller Aktivität auftreten, kann mit einer einzelnen Dosis Antibiotika nach dem Sexualkontakt vorgebeugt werden.
Zur Behandlung einer schweren Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) müssen die Patienten stationär aufgenommen werden und erhalten ihre Antibiotika intravenös.

Behandlung

Die Behandlung von Harnwegsinfektionen
Allgemeine Maßnahmen

Trinken Sie ausreichend Wasser über den Tag verteilt. Wenn eine Person krank oder dehydriert ist bzw. nicht in der Lage ist, ausreichend Flüssigkeit oral aufzunehmen aufgrund starken Erbrechens, muss diese Person stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden. In diesem Fall wird dem Patienten intravenös Flüssigkeit gegeben.

Des Weiteren sollten Medikamente zur Fiebersenkung und Schmerzbekämpfung eingenommen werden. Auch der Gebrauch von Wärmekissen kann die Schmerzen lindern. Auf Kaffee, Alkohol, Zigaretten und scharfes Essen sollte verzichtet werden. Es ist empfehlenswert, die präventiven Maßnahmen hinsichtlich einer Harnwegsinfektion zu befolgen.

Behandlung von Harnwegsinfektionen der unteren Harnwege (Zystitis, unkomplizierte Infekte)

Bei einer ansonsten gesunden, jungen Frau reicht in der Regel die Gabe von Antibiotika über drei Tage. Einige Ärzte empfehlen hier auch eine siebentägige Behandlungsdauer. Gelegentlich wird auch nur eine einzelne Dosis eines Antibiotikums eingesetzt.

Erwachsene Männer mit einer Harnwegsinfektion müssen hingegen ihre Antibiotika über 7-10 Tage einnehmen. Häufig verschriebene orale Antibiotika sind Trimethoprim, Cephalosporine, Nitrofurantoin oder Fluorchinolonen.

Hohes Fieber, Schüttelfrost, Rückenschmerzen, Brennen beim Wasserlassen und trüber Urin sollten nicht unbeachtet bleiben.

Behandlung von schweren Niereninfektionen (Pyelonephritis)

Patienten mit einer mittelschweren bis schweren akuten Nierenentzündung oder mit sehr stark ausgeprägten Symptomen müssen stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden. Bevor mit einer medikamentösen Behandlung begonnen werden kann, muss eine Urinkultur angelegt werden und eine Blutuntersuchung erfolgen, denn nur wenn der Erreger identifiziert ist, kann das richtige Antibiotikum ausgewählt werden. Die Patienten bekommen Flüssigkeit und ihre Antibiotika für einige Tage über einen Tropf. Daran schließt dann eine 10-14 tägige Behandlung mit oralen Antibiotika an. Wenn der Körper auch auf die intravenös verabreichten Medikamente nur schlecht reagiert, was anhand anhaltender Symptome wie Fieber und eine sich verschlechternde Funktionsleistung der Nieren zu beobachten ist, müssen bildgebende Verfahren angewendet werden, um die genaue Ursache des Infektes zu klären. Ein erneuter Urintest ist notwendig, um die Reaktion des Körpers auf die Behandlung beurteilen zu können.

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Bei Patienten mit immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen ist es unerlässlich den wirklichen Grund der Erkrankung zu finden, denn nur wenn dieser bekannt ist, kann die entsprechende medizinische Behandlung erfolgen. Diese Patienten müssen regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, sich sehr strikt an die Präventionsmaßnahmen halten und bedürfen eine langfristige präventive Antibiotikabehandlung.

Wann sollte ein Patient mit einem Harnwegsinfekt einen Arzt aufsuchen?

Patienten mit einem Harnwegsinfekt sollten sofort einen Arzt konsultieren, wenn:

  • die Urinmenge vermindert ist bzw. der Urinfluss zum Stillstand gekommen ist.
  • hohes Fieber anhält, Schüttelfrost, Rückenschmerzen oder blutiger Urin auftreten.
  • der Patient sich stark übergeben muss oder starke Muskelschwäche auftritt.
  • der Blutdruck sehr niedrig ist.